RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

Kapitel V: Strukturwandel im Handwerk I: Branchenübergreifende Aspekte 165
Strukturmerkmale auf, welche ihn in gewissem Maße als „repräsentativ“ für das westdeutsche
Handwerk erscheinen lassen. Hinsichtlich der Zahl der Betriebe liegt er hinter
dem Handwerkskammerbezirk München und Oberbayern, bezüglich der Anzahl der
Beschäftigten und des Umsatzes hingegen vor diesem.
Tabelle V-7 präsentiert zentrale Ergebnisse der Auswertung der Düsseldorfer Rolle 81 .
Bereits innerhalb der ersten 12 Monate nach der Rolleneintragung scheitern 11,2 % der
Gründer im Vollhandwerk. Nach fünf Jahren sind indes noch beachtliche 60,8 % der
Gründungen am Markt und auch nach 10 Jahren noch 43,5 %. Das Bild in den handwerksähnlichen
Gewerben weicht drastisch hiervon ab. Hierauf wird unten näher eingegangen.
Tabelle V-7
Überlebensraten der Handwerksgründungen im Vollhandwerk und in den handwerksähnlichen
Gewerken des Kammerbezirks Düsseldorf
1984-1999, jahresdurchschnittliche Überlebensquoten für die verfügbaren Jahre, in %
Kategorie
von den in .... gegründeten Unternehmen bestehen im 1., 2., 3. ... Jahr nach dem
Gründungsjahr fort 1
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.
Handwerk 88,8 79,2 71,4 65,5 60,8 56,7 53,1 49,5 46,5 43,5
Handwerksähnliche 71,5 54,6 43,0 36,1 31,0 26,6 23,6 21,1 19,3 17,8
Eigene Berechnungen auf Basis der Auswertung der Rolleneintragungen der Handwerksrolle Düsseldorf.
– 1 Zur Lesart: Die Angaben in der Spalte 10. sind wie folgt zu interpretieren – von den 1984 (85, 86, 87,
88, 89) gegründeten Unternehmen (Neueintragungen ohne Nebenbetriebe) bestanden im Jahre 1994
(1995, 1996, 1997, 1998, 1999) im Durchschnitt .... % fort.
Bemerkenswerte Unterschiede in der Überlebenswahrscheinlichkeit sind zwischen
den Gewerken festzustellen (vgl. Schaubild V-2). Die Schneider, Zimmerer und Kfz-
Techniker schneiden im Vergleich überaus schlecht ab, die Maler und Bäcker liegen im
Mittelfeld und die Schornsteinfeger fallen angesichts ihrer hohen Überlebenschancen
völlig aus dem Rahmen. Eigentlich entspricht nur die nachgerade stupende Überlebensbilanz
der Schornsteinfegerbetriebe den Vorstellungen der härtesten Kritiker des großen
Befähigungsnachweises von der Existenz eines allseitig geschützten, wettbewerbsfreien
handwerklichen Reservats in der deutschen Wirtschaft bzw., umgekehrt, den Vorstellungen
hartgesottener berufsständischer Vertreter von der per Meisterbrief gesicherten,
ein ganzes Berufsleben lang währenden Existenz eines Meisterbetriebes. Die hohen,
handwerksuntypischen Überlebensraten der Schornsteinfeger erklären sich aus dem
81 Das Ausgangsdatenmaterial ist ausgezeichnet, war indes erst nach einer aufwendigeren Aufbereitung
einer Datenbankanalyse zugänglich. Es handelt sich bei der Rolle um ein – sicher nicht nur in der
Kammer Düsseldorf, sondern in allen deutschen Handwerkskammern – äußerst akkurat geführtes
Verzeichnis. Dessen Erfassungskriterien wurden allerdings offenkundig nicht im Informationszeitalter
entwickelt und sind nicht von volkswirtschaftlichem, sondern ganz von juristischem Denken geprägt.
– An dieser Stelle sei unserem Kollegen Matthias Peistrup, Universität Münster, der seinerzeit
als studentische Hilfskraft wesentlich zur elektronischen Auswertung der Daten beigetragen hat, für
seinen Beitrag herzlich gedankt.