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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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290 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

onellen Rohstoff. Mit dem Abflauen des Baby-Booms stellten sie erneut ihre Produktpalette<br />

um. Nunmehr arbeiten sie als Zulieferer von Kunststoffteilen <strong>für</strong> die Herstellung<br />

von Elektrogeräten, <strong>für</strong> den Bausektor und den Fahrzeugbau. Ein besonders erfolgreicher<br />

„Aussteiger“ der Region beschäftigt mittlerweile über 1.000 Mitarbeiter als Zulieferer<br />

<strong>für</strong> die bayerische Automobilindustrie.<br />

Die verbleibenden Korbmacher müssen auch nicht chancenlos im Wettbewerb agieren.<br />

Das o.a. Großunternehmen der Region hat sich zu einem führenden Hersteller hochwertiger<br />

Korbmöbel entwickelt. Das Unternehmenswachstum wurde sowohl durch innovative<br />

Produktideen, durch kluge Marketingstrategien aber auch durch den Zugriff auf gut<br />

geschulte Handwerker aus der Region ermöglicht. Es scheint jedoch eine offene Frage<br />

zu sein, inwiefern es weiteren – sehr kleinen - Unternehmen gelingen kann, sich langfristig<br />

ebenso erfolgreich im engen Markt <strong>für</strong> Flechtmöbel zu etablieren. Durch die Etablierung<br />

des Markennamens „Deutsche Korbstadt Lichtenfels“ mit einer Korbmacher-<br />

Schule, einem Korbmuseum, der Korbmesse sowie dem in den neunziger Jahren eröffneten<br />

„Innovationszentrum des Deutschen Flechthandwerks“ sind zumindest einige wesentliche<br />

Voraussetzungen da<strong>für</strong> gegeben (www.lichtenfels-city.de).<br />

8.3.2. Musikinstrumentenbau: Erfolgreiche Konzentration auf traditionelle Stärken<br />

Das sächsische Vogtland stellt die Wiege des deutschen Musikinstrumentenbaus dar.<br />

Hier erstreckt sich seit dem 17. Jahrhundert die Produktpalette von Geigen und Bögen<br />

über Holz- und Metallblasinstrumente bis zu Zupf- und Handzuginstrumenten. Diese<br />

Segmente prägen auch noch am Beginn des 21. Jahrhunderts das Bild des ostdeutschen<br />

Musikinstrumentenbaus. Der Instrumentenbau im Bereich der alten Bundesländer<br />

zeichnete sich in den vergangenen fünf Jahrzehnten ebenfalls durch eine enorme Vielfalt<br />

aus. Hier befinden sich die regionalen Schwerpunkte in Bayern und Baden-<br />

Württemberg (Brodbeck, Hummel 1991).<br />

Die Struktur des gesamtdeutschen Musikhandwerks und seine breite Angebotspalette<br />

sind durch die in der Tabelle VI-12 zusammengestellten Daten skizziert. Der Orgel-,<br />

Klavier- und Geigenbau sowie die Produktion von Metallblasinstrumenten stellen - gemessen<br />

an ihren Anteilen am Unternehmensbestand, an der Beschäftigung und am Umsatz<br />

- die Schwerpunkte dar. Die höchsten Umsätze im Auslandsgeschäft werden jedoch<br />

durch die vergleichsweise kleinen Gewerke der Bogenmacher, der Handzuginstrumentenmacher,<br />

der Holzblas- und Zupfinstrumentenmacher, aber auch der Geigenbauer<br />

realisiert (zwischen 20% und 45%; Tabelle VI-10).<br />

Der Instrumentenbau in Deutschland ist durch die Produktion in handwerklich organisierten<br />

Unternehmen gekennzeichnet. Kleinstunternehmen mit 1 bis 4 Beschäftigten<br />

prägen die Branche. Sie sind zumeist als klassische Familienbetriebe organisiert, in denen<br />

oft unbezahlt mithelfende Familieangehörige anzutreffen sind (Datzmann et al.<br />

2001). Bei ihnen ist vornehmlich das Bestreben erkennbar, die Spezialisierung auf eine<br />

schmale Produktschiene mit dem Trend zur Herstellung hoch qualitativer Instrumente<br />

und von Sonderanfertigungen zu kombinieren.

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