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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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192 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

An den Qualifikationsstrukturen der Ausbildungsanfänger des Handwerks hat sich in<br />

den letzten Jahrzehnten überraschend wenig verändert. Betrachten wir zunächst das<br />

frühere Bundesgebiet. Im Jahre 1983 konnten hier 50,0 % der Ausbildungsanfänger<br />

einen Hauptschulabschluss vorweisen, weitere 4,6 % hatten keinen Hauptschulabschluss,<br />

19,7 % verfügten über einen Realschulabschluss und weitere 4,1 % über die<br />

Hoch- oder Fachhochschulreife. In 2002 lag der Anteil der Abiturienten und Fachabiturienten<br />

an den Ausbildungsanfängern etwas niedriger (bei 3,8 %), gestiegen war dagegen<br />

der Anteil der Realschulabsolventen (auf 22,9 %), zugleich aber auch der neu in die<br />

handwerkliche Lehre eingetretenen Auszubildenden mit Hauptschulabschluss (53,6 %).<br />

Fast konstant blieb hingegen der Anteil der Ausbildungsanfänger ohne Hauptschulabschluss<br />

(4,9 % gegenüber 4,6 %). Der Anstieg des Anteils der Ausbildungsanfänger mit<br />

Hauptschulabschluss (von 50,0 % auf 53,6 %) überrascht zunächst, erklärt sich aber<br />

wohl daraus, dass der Anteil der „Neulehrlinge“, die ein schulisches Berufsgrundbildungsjahr<br />

absolviert hatten, zwischen 1983 und 2002 von 9,1 % auf 5,5 % zurückgegangen<br />

war.<br />

Summiert man die Zahl der Ausbildungsanfänger mit niedrigem Schulabschluss (ohne<br />

und mit Hauptschulabschluss, schulisches Berufsgrundbildungsjahr, Berufsvorbereitungsjahr)<br />

einerseits und mit höherem Schulabschluss (Realschule, Abitur, Berufsfachschule)<br />

anderseits, so ergibt sich <strong>für</strong> 1983 ein Anteil von 65,2 % <strong>für</strong> die ersteren und<br />

von 31,1 % <strong>für</strong> die letzteren. Im Jahre 2002 hingegen verfügten 66,1 % der Ausbildungsanfänger<br />

über „geringere“ allgemeinbildende Schulabschlüsse und 30,9 % über<br />

„höhere“ Abschlüsse. 91 Diese Relationen sind bemerkenswert stabil.<br />

Bezieht man das ostdeutsche Handwerk in die Betrachtung ein, so ändern sich die Relationen<br />

zu Beginn der neunziger Jahre natürlich aufgrund der unterschiedlichen Bildungsstrukturen<br />

in der DDR (vgl. Schaubild V-9). Der Anteil der Schulabgänger mit<br />

Realschulabschluss war dort weit höher als im früheren Bundesgebiet. 1991 verfügten<br />

78,9 % der Ausbildungsanfänger im Handwerk der neuen Bundesländern über einen<br />

Realschulabschluss und nur 8,8 % über einen Hauptschulabschluss. Im Schaubild V-6<br />

steigt der Anteil der Ausbildungsanfänger im deutschen Handwerk mit Realschulabschluss<br />

aufgrund des Hinzukommens der neuen Bundesländer daher sprunghaft an. Mit<br />

der Annäherung der Bildungsstrukturen im Osten Deutschlands an diejenigen des früheren<br />

Bundesgebiets ist eine gewisse Annäherung der gesamtdeutschen an die aktuellen<br />

westdeutschen Strukturen erkennbar.<br />

Die hier dargestellten Qualifikationsstrukturen der Ausbildungsanfänger im (west-)<br />

deutschen Handwerk und ihre relative Konstanz in den zurückliegenden Jahrzehnten ist<br />

insofern bemerkenswert, als sich die Strukturen des Bildungssystems ausgehend von<br />

den Bildungsreformen der siebziger Jahre sehr stark verändert haben. Der Anteil der<br />

Schulabgänger mit Hauptschulabschluss hatte 1970 noch bei 48,7 % gelegen, war dann<br />

aber bis 1990 auf 29,7 % gesunken. Der Anteil der Abiturienten (einschließlich derjeni-<br />

91 Die Differenz zu 100 % entfällt auf die Posten „Sonstige“ und „ohne Angaben“.

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