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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel VI: Strukturwandel im Handwerk II: Zur Entwicklung ausgewählter Gewerke 255<br />

Bestreben der optischen Industrie, den Optikbetrieben anzubieten, die Entrandung und<br />

den Zuschnitt der Gläser anhand online-übermittelter Daten der vom Kunden gewählten<br />

Brillenfassung bereits ab Werk vorzunehmen (Rückwärtsintegration der Industrie). In<br />

diesem Fall würde der handwerkliche Teil der Augenoptikertätigkeit weiter eingeschränkt<br />

werden.<br />

Grundsätzlich zeichnet sich <strong>für</strong> das Augenoptikerhandwerk ein stärkerer Wettbewerb<br />

mit den niedergelassenen Augenärzten ab. Die Korrekturen im Gesundheitswesen berühren<br />

auch die Einkommensinteressen der Ärzte, die bereits jetzt durch die Anpassung<br />

und den Verkauf von Kontaktlinsen zu Konkurrenten der Augenoptiker geworden sind.<br />

Für das Augenoptikerhandwerk bedeutet dies, verstärkt mit Augenärzten zu kooperieren<br />

und sich als deren Dienstleister zu profilieren. Die Option einer Expansion durch den<br />

Handel mit Optikprodukten (Ferngläser, Mikroskope etc.) scheint begrenzt zu sein.<br />

4.1.2. Zahntechniker<br />

Die Umsatzkurve des Zahntechnikerhandwerks weist eigentümlich Unregelmäßigkeiten<br />

auf. Sie sind auf gesundheitspolitische Maßnahmen zurückzuführen, die sich unmittelbar<br />

auf die wirtschaftliche Entwicklung dieses Handwerks ausgewirkt haben. Bis Ende<br />

1997 wurden prozentuale Zuschüsse der Kassen <strong>für</strong> Zahnersatz gewährt. 1998 wurden<br />

dann Festzuschüsse eingeführt. Diese Maßnahme führte zu einem massiven Umsatzeinbruch<br />

von 25,3% nominal und 30,8% real. Da nicht dauerhaft der Zahnarztbesuch hinausgeschoben<br />

werden kann, folgte im Jahre 1999 eine kräftige Umsatzbelebung<br />

(+12%). Dieses Wachstum reichte allerdings nicht, um die Umsatzeinbußen zuvor zu<br />

kompensieren. Der Anteil der Zuschüsse der gesetzlichen Krankenkassen am Umsatz<br />

im Zahntechnikerhandwerk hat seit 1974 immer weiter abgenommen. Die privaten<br />

Haushalte müssen in stärkerem Umfang die Kosten <strong>für</strong> Zahnersatz selbst tragen.<br />

Das Zahntechnikerhandwerk erzielte im Jahre 2002 einen Umsatz in Höhe von 3,2 Mrd.<br />

€. Für das Jahr 2003 ist ein Wachstum von 1,2% zu erwarten. Die wirtschaftliche Lage<br />

hat sich wieder stabilisiert. Es errechnet sich aktuell <strong>für</strong> jedes Zahnlabor ein Durchschnittsumsatz<br />

von rund 390 100 €. Dieser Wert liegt um 130 000 € niedriger als 1996.<br />

Auch wenn sich am aktuellen Rand die Umsatzentwicklung wieder stabilisiert hat, so<br />

sind die Betriebe weit entfernt von den goldenen siebziger oder achtziger Jahren. Die<br />

Entwicklung des Umsatzes konnte nicht ohne Folgen <strong>für</strong> die Beschäftigung bleiben.<br />

Wurden bei der Handwerkszählung 1994 noch reichlich 81 600 Beschäftigte in diesem<br />

Handwerk gezählt, waren es 2002 nur noch rund 64 500. Trotz der veränderten Rahmenbedingungen<br />

steigt die Zahl der Betriebe im Zahntechnikerhandwerk seit acht Jahren<br />

jahresdurchschnittlich um 1,8% an. Dies führt zwangsläufig zu einer Intensivierung<br />

des Wettbewerbs.<br />

Die Branche steht vor einschneidenden Strukturveränderungen. Neue Fertigungs- und<br />

Verfahrenstechnologien, intensiver Wettbewerb und zunehmende Einsparungen im<br />

Gesundheitswesen führen zu veränderten Unternehmensstrukturen. Ein Wettbewerbsproblem<br />

<strong>für</strong> das Zahntechnikerhandwerk stellen die Zahnarztlabore dar. Zahlreiche

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