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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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120 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

Komplettlösungen, die weitaus mehr Komponenten enthalten als das eigentliche, von<br />

jeher vermarktete Kernprodukt, nehmen an Bedeutung zu und stellen z.B. <strong>für</strong> aufstrebende<br />

Baubetriebe eine sinnvolle Angebotsvariante dar. Allerdings sollte man zwecks<br />

realistischer Einschätzung dieser Entwicklungen zwischen den Postulaten einer auf die<br />

Verbreitung von „Best Practices“ orientierten betriebswirtschaftlichen Literatur und der<br />

realen Bedeutung der angesprochenen Erscheinung unterscheiden. Das Angebot von<br />

„Komplettlösungen“ ist derzeit auf einen relativ kleinen Teil aller Handwerksbetriebe<br />

begrenzt und es ist überdies nur <strong>für</strong> einige Gewerke (insbesondere im Baubereich) wirklich<br />

relevant.<br />

Es wurde oben bereits darauf hingewiesen, dass die Marktpotenziale <strong>für</strong> solche Dienstleistungen,<br />

welche die herkömmliche Angebotspalette der Handwerksbetriebe ergänzen<br />

und nicht zu den eigentlichen Produkten (Leistungen) des Gewerks gehören (z.B. Partizipation<br />

von Kfz-Werkstätten an Car-Sharing-Netzen) bislang noch längst nicht ausgeschöpft<br />

sind. Erhebliche Zweifel bestehen allerdings daran, ob das Handwerk allein<br />

schon mit dem Angebot zusätzlicher Leistungen eine geringe Nachfragedynamik auf<br />

den vom Handwerk großenteils bedienten relativ gesättigten Märkten kompensieren<br />

kann. Derartige Dienstleistungen wurden in den Handwerkszählungen bei den Angaben<br />

zur Umsatzstruktur in der Kategorie „Sonstiges“ erfasst. Auf diese entfielen 1976 noch<br />

1,3 % 56 des Gesamtumsatzes und 1994 3,1 %. Dies sind auch dann relativ bescheidene<br />

Dimensionen, wenn sich die Zunahme dieser „gewerksfremden“ Leistungen fortgesetzt<br />

haben sollte – was wahrscheinlich ist. 57<br />

Ökonomisch weitaus bedeutsamer dürfte die Verbesserung der Qualität handwerklicher<br />

Leistungserstellung sein, die fast durchgängig von den mit Handwerksfragen befassten<br />

Betriebswirten gefordert und von den Kammern, Verbänden und Beratungseinrichtungen<br />

angemahnt wird. Das Leistungsangebot des Handwerks stellt sich aus heutiger<br />

Sicht als zu eng produktfokussiert, zu konservativ und zu wenig kundenorientiert<br />

dar. Eine solche konventionelle Orientierung wird vom tradierten Berufsethos handwerklichen<br />

Schaffens unterstützt, welches primär das Werk betonte und dem Dienst am<br />

Kunden eher zweitrangige Bedeutung zumaß. Ein gutes Handwerksprodukt verkaufe<br />

sich von selbst, galt nicht von ungefähr als Devise handwerklichem Schaffens. Ganz in<br />

diesem Sinne spielte das Gesellen- bzw. das Meisterstück in der Vergangenheit im beruflichen<br />

Sozialisationsprozess der Handwerker eine zentrale, heute freilich bereits<br />

durch die Reformierung der Ausbildungsgänge stark relativierte Rolle. Die einschlägigen<br />

Beratungsaktivitäten setzen hier also an einem – in den einzelnen Gewerken sehr<br />

unterschiedlich ausgeprägten – Schwachpunkt des Handwerks an.<br />

56 Einschließlich handwerkliche Nebenbetriebe nichthandwerklicher Unternehmen.<br />

57 Einschränkend hierzu ist allerdings anzumerken, dass unkonventionelle handwerksnahe Leistungen<br />

wohl dem eigentlichen „Handwerksumsatz“ zugeordnet worden sind. Auch ist zu berücksichtigen,<br />

dass vormalige Handwerksbetriebe, die sich ganz auf die Erbringung handwerksferner Dienstleistungen<br />

spezialisiert haben und ihre Rolleneintragung löschen ließen, in der Statistik nicht dem<br />

Handwerk zugerechnet werden.

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