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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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272 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

turelle Faktoren wie das langsamere Wachstum der Wohnbevölkerung eine maßgebliche<br />

Rolle.<br />

Wie steht es um die mittel- und langfristigen Wachstumsaussichten der deutschen Bauwirtschaft?<br />

Immerhin war der Bauboom in den neuen Bundesländern auf eine einmalige,<br />

mit Sicherheit nicht wiederkehrende Konstellation zurückzuführen, schon eine Stabilisierung<br />

des Baugeschehens auf dem Investitionsniveau der letzten Jahre wäre als<br />

Positivum zu werten. In Westdeutschland sprechen mannigfache Faktoren gegen ein<br />

sehr starkes Anziehen der Baunachfrage in den kommenden Jahren: Die Zuwachsrate<br />

der westdeutschen Wohnbevölkerung wird durch innerdeutsche Migrationsprozesse und<br />

eine stark zurückgegangene Einwanderung genährt, schon im nächsten Jahrzehnt ist mit<br />

dem Einsetzen eines zunächst langsamen, ab den zwanziger Jahren sich stark beschleunigenden<br />

Schrumpfungsprozesses zu rechnen. Die Investitionsspielräume der öffentlichen<br />

Hände sind angesichts der Haushaltslage sehr schmal geworden und die Bauinvestitionen<br />

der gewerblichen Wirtschaft würden nur dann stark anziehen, wenn es zu einer<br />

generellen Wachstumsbeschleunigung käme. Eine solche ist jedoch einstweilen nicht in<br />

Sicht.<br />

Das Ifo-<strong>Institut</strong> hat vor diesem Hintergrund in der zweiten Ausgabe der Bauvorausschätzung<br />

Deutschland 2003 die skeptische Prognose zur Entwicklung der Baunachfrage<br />

abgegeben, wonach deren nachhaltige Belebung im laufenden Jahrzehnt nicht zu<br />

erwarten sei (Gluch 2003: 41-47). Das voraussichtliche durchschnittliche reale Wachstum<br />

der Baunachfrage <strong>für</strong> die nächsten zehn Jahre wird auf 0,5 % veranschlagt. Mit<br />

einem realen Zuwachs des Bauvolumens ist erst <strong>für</strong> 2005 zu rechnen. 2004 wird nach<br />

der Vorausschätzung nur der private Wohnungsbau zulegen, das Bauvolumen aber insgesamt<br />

stagnieren. Für 2007 und die Folgejahre wird bereits wieder ein Schrumpfungsprozess<br />

des privaten Wohnungsbaus erwartet. Der öffentliche Bau wird nach der Ifo-<br />

Bauvorausschätzung weiter generell an Bedeutung verlieren. Bleibt als Hoffnungsträger<br />

der gewerbliche Bau, der ab Mitte des laufenden Jahrzehnts wieder deutlich anziehen<br />

soll. Natürlich werden dessen Zukunftsaussichten stark von der gesamtwirtschaftlichen<br />

Entwicklung abhängig sein.<br />

Auch auf lange Sicht sind, unabhängig von der zitierten sehr plausiblen ifo Bauvorausschätzung<br />

angesichts der demographischen Entwicklung Deutschlands die Zeichen tendenziell<br />

auf Schrumpfung eingestellt. Angesichts des stabilen Reparatur- und Sanierungsbedarfs<br />

stellen sich langfristig die Marktchancen <strong>für</strong> das Ausbaugewerbe insgesamt<br />

günstiger dar als <strong>für</strong> das Bauhauptgewerbe. Hierin könnte man einen leichten Vorteil<br />

<strong>für</strong> das Handwerk im Vergleich zur Bauindustrie erkennen, da das Ausbaugewerbe<br />

ganz überwiegend von Handwerksunternehmen bestritten wird. 105 Dem steht allerdings<br />

105 Die Abgrenzung von „Bauindustrie“ und „Bauhandwerk“ sollte allerdings angesichts der Ähnlichkeit,<br />

ja oft Identität von Organisationsformen, Technik und betrieblichen Kultur von großen Handwerksunternehmen<br />

und Industrieunternehmen nicht überzeichnet werden. Nicht von ungefähr bereitet<br />

diese Abgrenzung der amtlichen Statistik große Schwierigkeiten und sie hat zu den Erfassungsproblemen<br />

in der Handwerksstatistik (vgl. Kapitel II) maßgeblich beigetragen.

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