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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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476 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

– Die in der Investitionsgüterherstellung tätigen Gewerke verbleiben (was Umsatz<br />

und Beschäftigung betrifft) überwiegend in Anlage A. Die nach B zu verlagernden<br />

eher beschäftigungs- und umsatzschwachen Gewerke konkurrieren wie die in A<br />

verbleibenden Gewerke mit „normalen“, d.h. ausschließlich bei den Industrie- und<br />

Handelskammern verzeichneten Industrieunternehmen. Gründer sind in diesem Bereich<br />

nur dann verpflichtet, sich als Handwerksbetrieb registrieren zu lassen, wenn<br />

das Unternehmen handwerksmäßig betrieben werden soll.<br />

Von einer Freigabe des Marktzutritts sind bestimmte allgemeine Wirkungen zu erwarten,<br />

die sich auf alle liberalisierten Bereiche erstrecken, wie mehr Wettbewerb, verstärkte<br />

Bemühungen um Produktqualität und Kundenfreundlichkeit auch bei den am Marktetablierten<br />

Unternehmen, stärker differenzierte Preise und die Besetzung bislang vernachlässigter<br />

Marktnischen. Zugleich werden sich diese Entwicklungen in einzelnen<br />

Märkten in Abhängigkeit von der dort vor der Liberalisierung bestehenden Situation<br />

unterscheiden. Die hier angesprochenen sektoralen Differenzierungen sind daher <strong>für</strong><br />

Urteile über zu erwartende ökonomische Auswirkungen der geplanten Novelle von großer<br />

Bedeutung. Mögliche Auswirkungen auf Gründungsgeschehen, Beschäftigung und<br />

Schattenwirtschaft stellen sich in Abhängigkeit von der Wettbewerbsumgebung in den<br />

einzelnen Gewerken mit großer Wahrscheinlichkeit recht unterschiedlich dar.<br />

3.2.2.2. Akzeptanz freiwilliger Meisterprüfungen<br />

Die Wandlung des obligatorischen großen Befähigungsnachweises in eine primär als<br />

freiwillig zu erwerbendes Qualitätssiegel fungierende Meisterprüfung verändert die<br />

Spielregeln <strong>für</strong> den Markteintritt grundsätzlich. Gesellen der zulassungsfreien Gewerke,<br />

mit erheblichen Einschränkungen auch erfahrene Gesellen der zulassungspflichtigen<br />

Gewerke, können eine eigene wirtschaftliche Existenz gründen, ohne sich zuvor den<br />

Anstrengungen einer mit beträchtlichen Kosten verbundenen Meisterprüfung unterziehen<br />

zu müssen. Der Charakter der Meisterprüfung ändert sich. Sie wird nur dann noch<br />

in größerem Maße nachgefragt werden, wenn die Gesellen vom Erwerb des Meistertitels<br />

wirtschaftliche Vorteile im Wettbewerb erwarten können. Ganz neu ist dies freilich<br />

nicht. Ein erheblicher Teil der die Meisterprüfung und die entsprechenden Ausbildungskurse<br />

absolvierenden Gesellen hat in der Vergangenheit den Meistertitel sicher<br />

nicht im Hinblick auf konkrete Gründungspläne erworben, sondern darin primär ein<br />

Vehikel zum beruflichen Aufstieg in einer angestellten Position gesehen. Der Erwerb<br />

des Meistertitels ist zum Teil mit einer gehaltsmäßigen Höherstufung, mit der Übertragung<br />

von Leitungsfunktionen und Ähnlichem verbunden.<br />

Diejenigen allerdings, <strong>für</strong> die der Meister eine notwendige Etappe auf dem Weg in die<br />

Selbständigkeit bedeutet, verfügen nunmehr in den zulassungsfreien Gewerken über<br />

eine echte Alternative. Es ist in diesem Zusammenhang damit zu rechnen, dass viele<br />

der angehenden Unternehmensgründer im Handwerk die Meisterprüfung abwählen<br />

und sich <strong>für</strong> einen direkten Weg in die Selbständigkeit entscheiden. Ihnen bleibt dann<br />

immer noch die allerdings wohl eher „theoretische“ Option, die Meisterprüfung bei Bedarf<br />

zu einem späteren Zeitpunkt abzulegen. In den zulassungspflichtigen Handwerken

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