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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel V: Strukturwandel im Handwerk I: Branchenübergreifende Aspekte 161<br />

Dies ist im Übrigen durchaus kein Novum. Bereits im 19. Jahrhundert drehte sich die<br />

Diskussion um die Folgen der Gewerbefreiheit <strong>für</strong> das (handwerkliche) Kleingewerbe<br />

stark um die Lebensdauer der Betriebe. Eine „Überbesetzung“ des Handwerks, so eine<br />

oft artikulierte Be<strong>für</strong>chtung, führe dazu, dass der einzelne Handwerker kein ausreichendes<br />

wirtschaftliches Auskommen finden könne, viele seien daher zu wirtschaftlichen<br />

„Kümmerexistenzen“ verurteilt, deren Überlebenschancen relativ gering sind.<br />

Wie steht es um die Überlebenschancen neu gegründeter Unternehmen im Handwerk?<br />

Die zuverlässigste Quelle hier<strong>für</strong>, die überdies bundesweite Daten liefert, ist die Handwerkszählung<br />

1995. Im Rahmen dieser Zählung wurden die Betriebsinhaber unter anderem<br />

auch nach dem Gründungs- bzw. Übernahmejahr ihres Unternehmens gefragt.<br />

Die Daten vermitteln Aufschluss darüber, wie viele der Handwerksbetriebe tatsächlich<br />

„alt“ und wie viele vor nicht allzu langer Zeit gegründet wurden (vgl. Tabelle V-5). Das<br />

Gründungs- bzw. das Übernahmejahr von 39,1 % aller deutschen selbständigen<br />

Handwerksunternehmen lag 1995 um mehr als 15 Jahre zurück. Beschränkt man die<br />

Betrachtung auf das frühere Bundesgebiet – was angesichts der gänzlich unvergleichbaren<br />

Verhältnisse in der ehemaligen DDR – vernünftig ist, liegt der Anteil der mehr als<br />

25jährigen Betriebe sogar bei 42,9 %. Demgegenüber war in den alten Bundesländern<br />

ein gutes Viertel (26,3 %) erst in den zurückliegenden fünf Jahren gegründet oder übernommen<br />

wurden. Weitere 30,8 % der Betriebe waren zwischen 5 und 15 Jahren alt – so<br />

man die „Lebensdauer“ übernommener Betriebe mit dem Zeitpunkt der Betriebsübergabe<br />

(-nahme) einsetzen lässt.<br />

Tabelle V-5<br />

Selbständige Unternehmen im deutschen Handwerk nach Teilgebieten<br />

und Jahr der Gründung bzw. der Übernahme<br />

Handwerkszählung 1995<br />

Deutschland Früheres Bundesgebiet Beitrittsgebiet<br />

Anzahl % Anzahl % Anzahl %<br />

Gründungen<br />

Gründung vor 1960 24.048 4,3 22.353 4,9 1.695 1,6<br />

Gründung 1960 - 1979 110.819 19,7 100.136 22,0 10.683 9,8<br />

Gründung 1980 - 1989 104.285 18,5 91.342 20,1 12.943 11,9<br />

Gründung 1990 - 1993 106.311 18,9 59.302 13,1 47.009 43,2<br />

Gründung 1994 24.042 4,3 17.833 3,9 6.209 5,7<br />

Betriebsübernahmen<br />

Übernahme vor 1960 9.344 1,7 7.987 1,8 1.357 1,2<br />

Übernahme 1960 - 1979 75.532 13,4 64.619 14,2 10.913 10,0<br />

Übernahme 1980 - 1989 56.110 10,0 48.473 10,7 7.637 7,0<br />

Übernahme 1990 - 1993 40.122 7,1 31.481 6,9 8.641 7,9<br />

Übernahme 1994 12.213 2,2 10.417 2,3 1.796 1,6<br />

Übernahme 1995 378 0,1 356 0,1 22 0,0<br />

Handwerk insgesamt 563.204 100,0 454.299 100,0 108.905 100,0<br />

Statistisches Bundesamt, Elektronische Datenlieferung zur Handwerkszählung 1995.<br />

Zieht man in Betracht, dass ein Jungmeister nach Absolvierung der beruflichen Erstausbildung<br />

und bis zur Novelle 2003 im Handwerksrecht eine festgeschriebenen Gesellenanwartschaft<br />

von drei Jahren erfüllen muss, dann kann er im Normalfall frühestens im

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