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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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402 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

berufsbezogenen Beschäftigtenstatistik könnten dann <strong>für</strong> alle einbezogenen Staaten direkt<br />

vergleichbare Daten zum Umfang eines einheitlich abgegrenzten Handwerkssektors<br />

gewonnen werden. Festzuhalten ist hier, dass letztlich nur eine sektorale Abgrenzung<br />

des europäischen Handwerks, die durch eine größenbezogene Abgrenzung ergänzt werden<br />

sollte, zu realistischen Einschätzungen der tatsächlichen Dimensionen der Handwerkswirtschaft<br />

führen kann.<br />

4. Gründungen, Liquidationen, Marktfluktuation<br />

Die Überlebenschancen der Handwerksgründungen spielten in der jüngsten deutschen<br />

Diskussion um Für und Wider einer Einschränkung des Meisterzwangs eine erhebliche<br />

Rolle. Die Meisterprüfung vermittle, so das Argument der Be<strong>für</strong>worter des obligatorischen<br />

großen Befähigungsnachweises, den handwerklichen Gründern spezifische berufliche<br />

Qualifikationen, welche sich fördernd auf die Bestandsfestigkeit der Neugründungen<br />

auswirken. Oben wurde bereits auf nationale Unterschiede im Gründungsgeschehen<br />

zwischen handwerklichen, handwerksähnlichen und nichthandwerklichen<br />

Gründungen eingegangen.<br />

An dieser Stelle ist zu fragen, wie sich Gründungen, Liquidationen und Überlebenschancen<br />

deutscher Handwerksunternehmen im europäischen Vergleich ausnehmen.<br />

Mögliche Unterschiede könnten mit den unterschiedlichen Regulierungssystemen im<br />

Zusammenhang stehen. Hierbei könnte eine außergewöhnlich hohe durchschnittliche<br />

Überlebensdauer von deutschen Handwerksgründungen – wie oben vermerkt – auf zwei<br />

unterschiedliche Ursachenkomplexe zurückgeführt werden: Zum einen widerspiegelt sie<br />

eine erfolgreiche Ex-ante-Selektion unter potenziellen Gründern durch den großen Befähigungsnachweis,<br />

die, so ist zu vermuten, im Endeffekt auf eine ähnliche personelle<br />

Auslese hinauslaufen dürfte wie der wettbewerbliche Selektionsprozess. Zum anderen<br />

aber liegt ihre Ursache in einer künstlichen Beschränkung der Zahl der Wettbewerber<br />

durch die institutionelle Marktzutrittsbarriere „Meisterzwang“.<br />

Bei internationalen Vergleichen der Gründungen und Schließungen von Unternehmen<br />

bzw. der Marktfluktuation als zusammenfassender Ausdruck der Bewegungen in der auf<br />

einem Markt operierenden Unternehmenspopulation häufen sich die bereits oben <strong>für</strong><br />

den nationalen Vergleich erwähnten methodischen Schwierigkeiten, die leicht zu gravierenden<br />

Fehlschlüssen führen können. Unübersehbar sind Defizite im vorhandenen<br />

statistischen Material, in den meisten europäischen Ländern – darunter an prominenter<br />

Stelle Deutschland – steht es nicht zum Besten mit der Qualität der Gründungsstatistiken.<br />

Zugleich sind unterschiedliche Begrifflichkeiten zu beachten 123 : Wie hält es die amtliche<br />

Statistik z.B. mit den klein- und nebengewerblichen Gründungen, die z.B. in<br />

123 Auch andere statistische Fallstricke sind zu beachten: Wann ist beispielsweise eine Unternehmensgründung<br />

als „Gründung“ zu regis trieren? Reicht hier<strong>für</strong> eine Eintragung in ein amtliches Gewerbe<br />

wie z.B. in Deutschland diejenige eines Handwerksgründers in die Handwerksrolle, oder ist der

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