RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

Kapitel V: Strukturwandel im Handwerk I: Branchenübergreifende Aspekte 169
handelt es sich offensichtlich um eine Viereinhalbjahres- und nicht um eine Fünfjahresüberlebensquote.
Letztere würde wohl bei rd. 69 % liegen.
Bei Schmidt/Kraus hingegen stellt sich die Frage nach der Gründungsdefinition. Falls
die „Eintagsfliegen“ (Eintragungen, die bereits im ersten Jahr aus der Rolle verschwinden)
unter den Gründern nicht mitgezählt wurden, wäre sofort eine große Nähe zu unserem
Ergebnis gegeben (62,2 %). Insgesamt ist festzuhalten, dass die Daten der Handwerkszählung
1995 auf etwas niedrigere Überlebensquoten schließen lassen als alle hier
zitierten Untersuchungen, einschließlich der von uns durchgeführten. Das liegt zum
einen daran, dass in der HZ 1995 Betriebsübernahmen nicht in die Quote eingehen. Dieses
mag aber auch daran liegen, dass unter den dort erfassten Jahren (1990-1994) das
Rezessionsjahr 1993 war, das sicher ein wirtschaftlich sehr schlechtes Jahr für alle
Gründungen und Jungunternehmen war.
Interessant ist schließlich noch der Blick auf das Geschlecht des Betriebsinhabers und
den längerfristigen Gründungserfolg. Brüderl u.a. (1996: 148) vermochten zu zeigen,
dass Frauenbetriebe hinsichtlich ihrer Überlebenswahrscheinlichkeiten nicht schlechter
dastehen als Männerbetriebe, sondern sogar einen leichten Überlebensvorteil haben,
obschon dies auch darauf zurückzuführen ist, dass Frauen häufiger als Männer Nebenerwerbsbetriebe
gründen und Ressourcendefizite haben. Aus Schaubild V-3 lässt sich
ein vergleichbares Bild ablesen. Es zeigt für den weiblichen Überlebenserfolg in den
handwerksähnlichen Betrieben, die naturgemäß leichter zugänglich sind und je nach
Gewerk auch als Nebenbetrieb ausgeübt werden können, einen Überlebensvorteil sowie
einen Überlebensnachteil für Frauenbetriebe im Vollhandwerk.
Schaubild V-3
Überlebensraten der Handwerksgründungen im Vollhandwerk
und den handwerksähnlichen Gewerken
des Kammerbezirks Düsseldorf
1984 bis 1999; fortbestehende Betriebe, in vH
100 100
80 80
60 60
40 40
20 20
0 0
1. Jahr 3. Jahr 5. Jahr 7. Jahr 9. Jahr
Vollhandwerk Handwerksähnliche Betriebe
Männer Frauen Männer
Frauen