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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel IV: Determinanten des Strukturwandels im Handwerk in der wissensbasierten Ökonomie 133<br />

Das absehbare zunehmende Durchschnittsalter der Belegschaften wirft bestimmte Probleme<br />

auf. Die Fähigkeit, sich rasch und unkompliziert neues Wissen und neue Fertigkeiten<br />

anzueignen – die sog. „fluide Intelligenz“, bildet sich mit zunehmendem Alter zurück,<br />

die „kristalline Intelligenz“ – der einmal erworbene Fundus von Wissens und<br />

Fertigkeiten – hingegen nicht (Rürup 2000). In der wissensbasierten Ökonomie ist die<br />

kristalline Intelligenz angesichts der raschen Wissensentwicklung aber weniger gefragt<br />

als in der Vergangenheit. Die Anpassung an neue Technologien und Produktionsverfahren<br />

fällt den älter werdenden Belegschaften schwerer. Zugleich veraltet das einmal erworbene<br />

Wissen immer rascher. Hieraus resultiert eine Dequalifizierung der Arbeitskräfte.<br />

Für die Personalpolitik der Handwerksbetriebe ergeben sich dabei folgende Konsequenzen:<br />

− Je stärker der Wettbewerb um junge, hoch qualifizierte Arbeitskräfte wird, um so<br />

wichtiger wird die Mitwirkung der selbständigen Handwerksunternehmen an der betrieblichen<br />

Erstausbildung, besteht doch hier die Chance, einen Teil der ehemaligen<br />

Lehrlinge an das eigene Unternehmen zu binden.<br />

− Zwar ist das Handwerk nicht der Tendenz der großen Industrieunternehmen gefolgt,<br />

sich vornehmlich auf junge Arbeitskräfte zu fixieren, die letztere führte dazu, dass in<br />

der Vergangenheit bisweilen schon 40jährige Stellenbewerber als „zu alt“ klassifiziert<br />

wurden. Aber auch <strong>für</strong> das Handwerk trifft zu, dass die Beschäftigung älterer<br />

Arbeitnehmer künftig noch an Bedeutung gewinnen wird.<br />

− Es bedarf schließlich einer systematischen betrieblichen Weiterbildungspolitik, die<br />

der schleichenden Dequalifizierung des Personalbestandes entgegenwirkt und auch<br />

gezielt älterer Arbeitnehmer einschließt.<br />

Die Regeneration des Unternehmensbestandes dürfte sich angesichts der demographisch<br />

bedingt schrumpfenden Zahl von Jungmeistern zunehmend als schwierig erweisen,<br />

solange in dem betreffenden Gewerk der Meisterzwang gilt. Von der praktischen<br />

Umsetzung des laut Novelle 2003 möglichen Zugangs von erfahrenen Altgesellen zur<br />

Selbständigkeit wird es abhängen, inwieweit sich das hier angesprochene Nachwuchsproblem<br />

in den noch nominell meisterpflichtigen Gewerken von selbst erledigt.<br />

Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Nachfrage von Handwerksleistungen<br />

sind wahrscheinlich. Sie fallen zwiespältig aus. Der auf lange Sicht prognostizierte<br />

Bevölkerungsrückgang muss zwangsläufig zu massiven Nachfrageausfällen in<br />

der lokalen Wirtschaft führen. Handwerksleistungen werden in geringerem Maße nachgefragt<br />

als bislang. Diese Rückgänge könnten allenfalls in begrenztem Maße durch den<br />

auf veränderte Lebensgewohnheiten und den Alterungsprozess zurückgehenden Haushaltsstruktureffekt<br />

kompensiert werden. Die Zahl der Single-Haushalte nimmt zu und<br />

ältere Menschen leben in stärkerem Maße als jüngere in kleineren Haushalten. Damit<br />

steigt die Zahl der Haushalte – bezogen auf die Bevölkerung – an. Die haushaltsabhängigen<br />

Konsumausgaben nehmen im Gegensatz zu den personengebundenen Konsumausgaben<br />

zu.

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