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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel V: Strukturwandel im Handwerk I: Branchenübergreifende Aspekte 191<br />

zum Bürokaufmann und zum Kaufmann <strong>für</strong> Bürokommunikation. In diesen Berufen<br />

wurde in 2002 rund 46.000 Lehrlinge ausgebildet. Hinzu gerechnet werden müssen ebenfalls<br />

kaufmännisch orientierte Ausbildungsgänge, die in der Berufsbildungsstatistik<br />

des Deutschen Handwerkskammertages unter sonstige Ausbildungsberufe geführt werden<br />

(wie beispielsweise Bürogehilfin, Datenverarbeitungskaufmann, Informatikkaufmann.<br />

Einzelhandelkaufmann und Verkäufer).<br />

3.4. Das Problem der Eingangsqualifikation der Auszubildenden<br />

des Handwerks<br />

Das duale System der Berufsausbildung rekrutiert seine Auszubildenden zum überwiegenden<br />

Teil aus Haupt- und Realschülern. 2,4 % der Auszubildenden haben keinen<br />

Abschluss, 32 % einen Hauptschulabschluss, 36,6 % einen Realschul- oder gleichwertigen<br />

Abschluss und 15,8 % haben die Hochschul- bzw. Fachhochschulreife vorzuweisen.<br />

Weitere 13,2% kommen von anderen beruflichen Schulen zur Lehre (BMBF 2003a:5).<br />

Die Verteilung der Schulabsolventen im gesamten dualen Berufsbildungswesen insgesamt<br />

unterscheidet sich deutlich von der im Handwerk. Die Ausbildung im Handwerk<br />

ist stark eine Domäne der Hauptschüler. Im Mittel traten zwischen 1983 und 2002<br />

51,9 % der Ausbildungsanfänger im Handwerk ohne oder mit einem Hauptschulabschluss<br />

an. 29,6 % verfügten im Durchschnitt der letzten 20 Jahre über einen Realschul-<br />

oder gleichwertigen Abschluss. Schüler mit Fachhochschulreife oder Abitur machten<br />

jeweils 5 % unter den neuen Auszubildenden aus.<br />

Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist die starke Ausbildungsleistung des Handwerks zugunsten<br />

derjenigen, die schulisch weniger erfolgreich waren, ein Verdienst. Für diese<br />

Gruppe der Schulabgänger bietet die Handwerkslehre eine Chance, sich soziale Anerkennung<br />

zu verschaffen und sich bis zum Unternehmer hochzuarbeiten. Kein anderer<br />

Ausbildungsbereich bietet den Hauptschülern in diesem Umfang Ausbildungsmöglichkeiten<br />

an, wie das Handwerk. Die vornehmlich technisch praktische Ausbildung kommt<br />

diesen Jugendlichen zugute. Zweifellos trägt das Handwerk dazu bei, dass in es der<br />

Bundesrepublik eine vergleichsweise niedrige Jugendarbeitslosigkeit gibt. Hinzuweisen<br />

ist an dieser Stelle auch auf das Engagement des Handwerks bei der beruflichen Ausbildung<br />

Behinderter. Ihr Anteil an den Auszubildenden betrug in den letzten 5 Jahren zwischen<br />

1,2 und 1,6 %.<br />

Aus betrieblicher Sicht birgt der hohe Anteil von Hauptschülern jedoch auch Gefahren.<br />

Es ist unbestritten, dass der gesellschaftliche und technische Wandel in besonderem<br />

Maße abstraktes und theoretisches Denkvermögen erforderlich macht. Nicht der Vollzug<br />

gleichartiger Tätigkeiten prägt den Arbeitsalltag, sondern komplexe Aufgaben, bei<br />

denen unter Abwägung von Alternativen die bestmögliche Lösung <strong>für</strong> einen Kunden<br />

gesucht und kommuniziert werden muss. Derartige Veränderungen im Anforderungsprofil<br />

fast aller Berufe begünstigt diejenigen Schulabsolventen, die durch ihren schulischen<br />

Bildungsabschluss nachgewiesen haben, in stärkerem Maße als Hauptschüler diese<br />

sozialen Kompetenzen und abstraktes Denkvermögen erfahren zu haben.

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