10.12.2012 Aufrufe

RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

366 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

der Standortbindungen (noch) keine Rede sein. Indessen haben viele Reparatur- und<br />

Konsumgüterhandwerke die Vorteile des Internets im Kampf um Anteile auf ihren angestammten<br />

lokalen und regionalen Märkten entdeckt. Mittlerweile wird es als normal<br />

erachtet, dass Klempner <strong>für</strong> einen 24-Stunden-Notdienst oder Fleischer und Bäcker <strong>für</strong><br />

ihren Cateringservice mit attraktiven Internetpräsentationen um die Gunst der Kunden<br />

werben (z.B. www.baeckerei-holtkamp.de)<br />

Auch das auf den privaten Kunden bzw. auf das regional ansässige Gewerbe ausgerichtete<br />

Bauhandwerk ist traditionell durch lokal verwurzelte Anbieter geprägt. In den Agglomerationen<br />

bevorzugen sie Standorte im Umland großer Städte. Das Vertrauenselement<br />

spielt im Zuge eines Neu- oder Umbaus eine große Rolle. Insofern war bisher den<br />

Bauherren sehr an räumlicher Nähe und dem direkten Kontakt zu den Handwerksbetrieben<br />

gelegen.<br />

Zunehmend wird das Baugeschehen von einer Art der Auftragsabwicklung dominiert,<br />

welche auf dem Prinzip der Komplettlösung basiert. Projektentwicklungsgesellschaften<br />

erschließen Grundstücke, planen, koordinieren und realisieren die Bauvorhaben bis zur<br />

schlüsselfertigen Übergabe an einen neuen Eigentümer oder Mieter. Dieser Prozess lässt<br />

sich in allen deutschen Großstädten sowie in den suburbanen Räumen beobachten.<br />

Kleine und mittlere Bauunternehmen werden im Verlauf dieser Entwicklung immer<br />

stärker in die Rolle eines Subunternehmers gedrängt. Ihre Abhängigkeit von den Bauprojektträgern<br />

verschärft sich zusätzlich in den Zeiten rückläufiger Baunachfrage. Um<br />

überhaupt an Aufträge zu gelangen, sind Bauhandwerker vor diesem Hintergrund nicht<br />

nur zu preislichen Zugeständnissen gezwungen, sondern auch zur Arbeit in weiter entfernten<br />

Regionen. Die zu beobachtende Vergrößerung der Absatzradien führt zwar nicht<br />

automatisch zu schnellen Änderungen der Standmuster. Sie liefert jedoch erste Hinweise<br />

auf möglicherweise gravierende Veränderungen der regionalen Verflechtungsbeziehungen<br />

des ostdeutschen Bauhandwerks in den kommenden Jahren.<br />

3.2. Faktoren regionaler Differenzierung<br />

Der Rückgriff auf die klassischen Überlegungen der Wirtschaftsgeographie und Raumwirtschaftslehre<br />

ermöglicht eine allgemeine Erklärung von Regelmäßigkeiten bei der<br />

Standortorteinnahme und Mustern der Standortverteilung von Handwerksbetrieben<br />

(Schätzl 1998, Reichart 1999). Der Unternehmer hat hiernach die mit wachsender Betriebsgröße<br />

verbundenen Skalenerträge bei Einkauf, Finanzierung, Produktion und Absatz<br />

den Transportkosten gegenüberzustellen, d.h. den durch die räumliche Nähe oder<br />

Ferne zum Kunden und Lieferanten bedingten Aufwendungen. Die Bilanzierung kann<br />

zu dem Ergebnis führen, dass sich in ausgewählten Teilräumen Kostenvorteile des<br />

Handwerks gegenüber den Konkurrenten aus Industrie und Handel ergeben, denn<br />

– viele Firmen bedienen Marktsegmente, deren Entstehung auf regionale Gebräuche,<br />

spezifische naturräumliche Bedingungen und/oder spezielle Kundenwünsche zurückzuführen<br />

sind.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!