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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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248 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

teile oder Zubehörteile gekauft werden, verlieren die Vertragswerkstätten als Distributor<br />

an Bedeutung und der Zubehörhandel gewinnt an Zuspruch.<br />

– Bei einer zunehmend differenzierteren und breiteren Modellpolitik der Autohersteller<br />

kommt der Profilierung der Autohäuser mit Zusatzdienstleistungen eine wachsende<br />

Bedeutung zu (Diez 2001). Bei den Vertragswerkstätten hängt der Spielraum<br />

<strong>für</strong> eigene Konzepte stark von dem Vertriebskonzept und der Zusammenarbeit zwischen<br />

Hersteller und Händler ab, andere Kfz-Händler und -werkstätten nutzen diese<br />

Chance. Große Bedeutung haben Finanzdienstleistungen erlangt. In den alten Bundesländern<br />

werden durchschnittlich 23,3% des Kaufpreises über Kredit finanziert;<br />

der Rest kommt vor allem aus dem Verkaufserlös des Vorwagens und aus eigenen<br />

Ersparnissen. Anhand dieser Angaben lässt sich errechnen, dass durchschnittlich jeder<br />

Neuwagenkunde in Westdeutschland 5 205 € über Kredit finanziert, in Ostdeutschland<br />

sind es sogar 6 600 € (Berger 1997: 311ff). Intensiv wird in der Branche<br />

auch über die Erweiterung von Dienstleistungsangeboten mit Vermietung<br />

(Fahrzeuge und Zubehör), Car Sharing, Transport- und Kurierdienste etc. nachgedacht.<br />

– Ein nach wie vor bedeutendes Betätigungsfeld des Kfz-Handwerks ist die Reparatur,<br />

Wartung und Kontrolle von Kraftfahrzeugen (LKW, PKW, Motorräder). In<br />

diesem Bereich hat sich in den letzten rund 20 Jahren ein beachtlicher Wandel vollzogen,<br />

der vor allem von den Innovationen der Kraftfahrzeugtechnik geprägt wurde.<br />

Die zunehmende Verwendung elektronischer Bauteile, angefangen bei der Motorsteuerung<br />

bis hin zur passiven Sicherheit, haben in den Werkstätten Investitionen<br />

in Prüf- und Kontrollgeräte sowie in die Ausbildung der Mechaniker erforderlich<br />

gemacht. Vielfach wurde eine langwierige Fehlerdiagnose durch computergesteuerte<br />

Prüfprogramme ersetzt, die Reparatur zugunsten des Austausches zurückgedrängt<br />

(Modulartechnik). Die Qualität der Fahrzeuge und Fahrzeugteile konnte so verbessert<br />

werden, dass auch die Inspektions- und Serviceintervalle verlängert werden<br />

konnten. Dies ermöglichte auch deutlich längere Garantiezeiten. Die durchschnittliche<br />

Reparaturhäufigkeit von Kraftfahrzeugen hat abgenommen, allerdings mit negativen<br />

Folgen <strong>für</strong> die Umsätze in den Werkstätten.<br />

Die Industrie benötigt ein regional breit gefächertes Vertriebsnetz, das nicht nur den<br />

Verkauf wahrnimmt, sondern auch die Wartung und Reparatur ihrer Produkte. Nur wenige<br />

Hersteller betreiben eigene Niederlassungen. Die Marktstruktur im Kraftfahrzeughandwerk<br />

unterscheidet sich deshalb von der anderer Handwerkszweige. Es fügt sich<br />

komplementär zur Industrie in die Wertschöpfungskette der Automobilproduktion und<br />

des Automobilvertriebes ein. Deshalb ist es nicht verwunderlich, wenn die Industrie in<br />

starkem Maße Einfluss auf die Strukturen des Vertriebs und der Werkstätten nimmt. Die<br />

Autohersteller sind derzeit bemüht, das Vertragsstättennetz auszulichten und die Effizienz<br />

durch Konzentration auf zentrale, hochwertig ausgestattete Verkaufsstellen zu<br />

erhöhen (Verband der Automobilindustrie 2002). Werkstätten, die den Ansprüchen der<br />

Hersteller nicht genügen oder aber nicht in das jeweilige Regionalkonzept passen, werden<br />

aus den Verträgen entlassen. In der Folge ist die Zahl der „freien“ Werkstätten ge-

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