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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel VIII: Die räumliche Dimension des handwerklichen Strukturwandels 355<br />

Kasten VIII-1<br />

Untersuchung zu den Standortbedingungen, regionalen Verflechtungen und<br />

Kooperationen von Handwerksunternehmen im Umland der Stadt Leipzig<br />

In den Monaten April und Mai 2003 führte das <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Geographie der Universität Leipzig gemeinsam<br />

mit dem <strong>RWI</strong> Essen im Umland der Stadt Leipzig eine Untersuchung zu aktuellen Problemen des Bauhandwerks<br />

durch. Hierzu wurden 64 Betriebsinhaber in fünf Umlandgemeinden Leipzigs mit Hilfe standardisierter<br />

Fragebögen im direkten Gespräch interviewt. Zur Gruppe der Probanden zählten Maurer/<br />

Betonbauer, Ofen-/Luftheizungsbauer, Zimmerer, Dachdecker, Straßenbauer, Fliesenleger, Maler/Lackierer,<br />

Gerüstbauer, Klempner, Installateure/Heizungsbauer, Elektrotechniker und Tischler.<br />

Im Mittelpunkt der Untersuchung standen<br />

1. handwerkstypische Standortfaktoren, Standortkonflikte und ihre Bewertung durch Unternehmen vor<br />

dem Hintergrund der aktuellen Lage in der Bauwirtschaft.<br />

2. die Bedeutung und Bewertung von Maßnahmen der kommunalen/regionalen Wirtschaftsförderung<br />

<strong>für</strong> bzw. durch das Bauhandwerk.<br />

3. Entwicklungsperspektiven <strong>für</strong> das Bauhandwerk durch innovative Angebote und Kooperationen zur<br />

Erschließung neuer Martfelder und Kundenkreise.<br />

4. Veränderungen in den Liefer- und Absatzbeziehungen im Zeitraum 1990 bis 2003.<br />

Die umfassende Auswertung der Befragung erfolgt im Rahmen späterer Veröffentlichungen. In dieser<br />

Studie gilt die Aufmerksamkeit den veränderten Absatzbeziehungen im vergangenen Jahrzehnt.<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Geographie der Universität Leipzig und <strong>Rheinisch</strong>-<strong>Westfälisches</strong> <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Wirtschaftsforschung</strong> Essen (2003), Unternehmensbefragung<br />

zu Standortbedingungen, regionalen Verflechtungen und Kooperation von Handwerksunternehmen im Umland<br />

der Stadt Leipzig. [ Bearb.: Kiesl, S., Kraymann, L., Tosch, C., Wiessner, R. u. L. Trettin] Leipzig/Essen, Mai 2003.<br />

Von den befragten Betrieben realisierten in der ersten Hälfte der neunziger Jahre 20 %<br />

ihre Umsätze überwiegend mit Aufträgen der öffentlichen Hand. Für das Jahr 2002 gaben<br />

nur noch 14 % der Unternehmen an, vorwiegend <strong>für</strong> öffentliche Auftraggeber tätig<br />

zu sein. Der dabei erzielte durchschnittliche Umsatz betrug <strong>für</strong> den Zeitraum 1990–1995<br />

cirka 17 %, sank jedoch auf 8 % im Jahr 2002. Die Bauhandwerker aus dem Leipziger<br />

Umland benannten deshalb auch die aus rückläufigen Bauaufträgen der öffentlichen<br />

Hand resultierenden Umsatzeinbußen als ihr größtes Problem.<br />

Lediglich ein Viertel der Befragten bemühte sich, durch neue Angebote erfolgreich im<br />

nunmehr intensiveren Wettbewerb zu bestehen. Diese Strategie wurde mit der sukzessiven<br />

Erweiterung des Aktionsfeldes verbunden. Während 90 % der relevanten Befragten<br />

angab, in der ersten Hälfte der neunziger Jahre die Umsätze überwiegend mit Kunden<br />

im Umkreis von 20 km zu erzielen, sank dieser Wert auf 69 % im Jahr 2002 (Tabelle<br />

VIII-3). Bis zum Jahr 1995 wurden durchschnittlich 77 % der Umsätze in der unmittelbaren<br />

Umgebung, v.a. auch in der Stadt Leipzig, erzielt. Im Jahr 2002 betrug dieser Anteil<br />

nur noch 65 %. Gleichzeitig gewannen jedoch die Kunden in der erweiterten Region<br />

sowie in anderen Teilen Deutschlands erheblich an Bedeutung. Dort erzielten die Leipziger<br />

Bauhandwerker durchschnittlich 25 % bzw. 10 % ihres Jahresumsatzes von 2002.<br />

Diese Resultate ergänzen die aus zahlreichen Expertengesprächen gewonnene Erkenntnis,<br />

dass ostdeutsche Bauhandwerker zunehmend in den alten Bundesländern Marktanteile<br />

erobern, nicht zuletzt aufgrund geringerer Lohnkosten.

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