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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel X: Modernisierung des Handwerksrechts 501<br />

zu verlieren. Die Privilegierung der gymnasialen Oberstufe und der auf dieser aufbauenden<br />

klassischen akademischen beruflichen Bildung wird zunehmend als Defizit der<br />

handwerklichen Berufsbildung registriert – ein Defizit, welches das Handwerk natürlich<br />

mit anderen Bereichen der gewerblichen Wirtschaft gemeinsam hat. Die sich hier stellenden<br />

Fragen sind nicht im Rahmen des Handwerksrechts zu behandeln, aber bei der<br />

Reform des Handwerksrechts mit zu bedenken.<br />

Jede Berufsbildungsreform muss sich an folgenden Zielen messen lassen (vgl. auch Kapitel<br />

IV):<br />

– Berufliche Bildung sollte in bestmöglicher Weise mit einer technischen Entwicklung<br />

Schritt halten, die von den in den technologieorientierten Branchen immer kürzeren<br />

Innovationszyklen getragen wird. An die Stelle vormals einmaliger erworbener,<br />

<strong>für</strong> die gesamte berufliche Karriere ausreichender Berufsabschlüsse tritt lebenslanges<br />

Lernen.<br />

– Das berufliche Bildungssystem sollte ein hohes Maß an Durchlässigkeit aufweisen,<br />

vertikal von der allgemeinen Schulbildung bis zu den höchsten Berufsabschlüssen,<br />

horizontale zwischen den Branchen und vormals streng abgegrenzten Berufen.<br />

– Es sollte im Interesse der Effizienz des beruflichen Bildungssystems ein sinnvoller<br />

Kompromiss zwischen einer von der privaten Initiative getragenen zunehmenden<br />

Ausdifferenzierung des beruflichen Bildungssystems und einer <strong>für</strong> Bildungsanbieter<br />

(z. B. Entwicklung beruflicher Bildungsangebote jenseits der klassischen Angebote<br />

des dualen Systems) sinnvollen Vereinheitlichung der beruflichen Bildung gefunden<br />

werden. Die Autonomie der staatlichen wie privaten Bildungsanbieter und der Berufsverbände<br />

ist hierbei zu respektieren.<br />

– Es sollten nationale Standards <strong>für</strong> Berufsabschlüsse gelten, die zugleich europakompatibel<br />

sind.<br />

Die geeignete Antwort auf diese Herausforderungen besteht in einer konsequenten Modularisierung<br />

des Systems der beruflichen Bildung. Unter „Modularisierung“ sei der<br />

Prozess der Überführung der Elemente des beruflichen Bildungssystems – Teilqualifikationen<br />

und Berufsabschlüsse - in ein einheitliches, vertikal wie horizontal durchlässiges<br />

Ganzes – das gut integrierte Berufsbildungssystem – verstanden (Widmer 1998: 6;<br />

BBT 2002). Die kleinste Einheit des modularen Berufsbildungssystems bilden die Bildungsmodule,<br />

d.h. in sich abgeschlossene Teilqualifikationen, die einzeln geprüft und<br />

zertifiziert werden, dabei aber stets Teil einer größeren Einheit, z.B. eines Bildungsabschlusses,<br />

bleiben.<br />

Die Modularisierung des Bildungssystems ist seit Jahren in Deutschland und in anderen<br />

europäischen Ländern im Gespräch. Ein herausragendes Beispiel <strong>für</strong> eine Reform des<br />

beruflichen Bildungssystems bildet die derzeit in der Schweiz durchgeführte Bildungsreform<br />

(Widmer 1998; Barmetter 2001), die auf der Idee einer konsequenten Modularisierung<br />

der beruflichen Bildung basiert. Die berufliche Bildung des Schweizer Hand-

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