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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel VIII: Die räumliche Dimension des handwerklichen Strukturwandels 367<br />

– Handwerksbetriebe siedeln bevorzugt dort, wo Großunternehmen keine Skalenvorteile<br />

realisieren können, weil nur kleine Absatzmengen nachgefragt werden. Das<br />

waren bisher vor allem die peripher gelegenen ländlichen Gebiete. Hier gilt es die,<br />

die Relation von Aufwand und Nutzen im liefer- bzw. absatzorientierten Transport<br />

zu optimieren.<br />

– vielfach aber nicht zwangsläufig verfügen insbesondere kleinere Handwerksunternehmen<br />

aufgrund flacher Hierarchien über eine höhere Flexibilität, welche die kostengünstige<br />

Anpassung an neue Marktkonstellationen ermöglicht. Mitunter können<br />

dadurch die gegenüber der Industrie und dem Handel bestehenden betriebsgrößenbedingten<br />

Nachteile auf der Finanzierungs- und Beschaffungsseite kompensiert<br />

werden.<br />

Dem konkreten Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher und siedlungsstruktureller<br />

Entwicklung sowie dem Strukturwandel in der Handwerkwirtschaft sind zahlreiche Studien<br />

gewidmet, u.a. von Beckermann (1953,1961), Maharens (1975) und Lamberts<br />

(1989). In einer Untersuchung zur räumlichen Struktur des nordrhein-westfälischen<br />

Handwerks wurden die Erkenntnisse dieser Arbeiten zu den Faktoren regionaler Differenzierung<br />

zusammengefasst (Dürig et al. 1995). Ihre Kernaussage lautet, dass Handwerksbetriebe<br />

in weniger dicht besiedelten Räumen günstigere Entfaltungsmöglichkeiten<br />

besitzen als in Gebieten mit einer hohen Bevölkerungskonzentration. Dort sind hingegen<br />

durchschnittlich größere Unternehmen in geringerer Zahl aktiv. Folgende Faktoren<br />

bestimmten diese Konstellation zumindest bis zum Beginn der neunziger Jahre des<br />

20. Jahrhunderts:<br />

– In stark urbanisierten Räumen war in den zurückliegenden Jahrzehnten eine härtere<br />

Konkurrenz zwischen der Handwerkswirtschaft und der Industrie bzw. dem Handel<br />

zu verzeichnen als in peripheren ländlich geprägten Regionen. Insbesondere in der<br />

Metall- und Baubranche sowie im Fach- und Einzelhandel konnten die Konkurrenten<br />

des Handwerks in erheblichem Umfang Marktanteile erobern.<br />

– Die Unternehmen des Handwerks bedienen zumeist den in einem engen Radius auftretenden<br />

Bedarf der Privathaushalte, der gewerblichen Wirtschaft sowie der Einrichtungen<br />

des öffentlichen Lebens. In Gebieten mit einer hohen Bevölkerungskonzentration<br />

lässt sich diesem räumlichen Nahbedarf mit einer geringeren Zahl von<br />

Firmen nachkommen. In ländlich geprägten Regionen begünstigte der niedrigere<br />

Besatz von Privathaushalten und Wirtschaftseinheiten in Verbindung mit ihrer stärkeren<br />

Dispersion die dezentrale Ansiedlung kleinerer Handwerksbetriebe in höherer<br />

Zahl. Da sich <strong>für</strong> die Konkurrenz des Handwerk – insbesondere <strong>für</strong> den Fach- und<br />

Einzelhandel – die Ansiedlung in peripher gelegenen Teilräumen bisher selten rentiert,<br />

bestanden <strong>für</strong> das Handwerk bessere Chancen, die Versorgung mit handwerklichen<br />

Leistungen profitabel zu realisieren.<br />

– Vor diesem Hintergrund war die Handwerkswirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten<br />

in der Lage, in peripher gelegenen ländlichen Gebieten ein breiteres Spekt-

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