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Standardwerk über das islamische Recht - Mittelstand PRO NRW

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5 ^6 Buch I. Eherecht. Anmerkungen. q5<br />

von wenigstens 9 Mondjahren, einerlei ob auf natürliche oder auf künst-<br />

liche Weise, einerlei ob mit Wissen und Wollen der Frau oder ohne<br />

<strong>das</strong>selbe, in den Bauch eines Kindes, <strong>das</strong> noch nicht zwei Jahre alt ist,<br />

gelangt oder ihm durch die Nase injicirt wird'). Die Muttermilch wird<br />

mit dem semen virile verglichen, beide erzeugen Verwandtschaft. Es<br />

macht keinen Unterschied, ob <strong>das</strong> Kind die Milch, nachdem sie in<br />

den Bauch gelangt, wieder ausspeit, oder ob die Milch mit Wasser<br />

gemischt war; doch muss in der Mischung der Geschmack, die Farbe<br />

und der Duft der Milch noch wahrzunehmen sein. Auch die Milch<br />

einer sterbenden Frau erzeugt Milchverwandtschaft, einerlei ob sie 10<br />

die Brust giebt oder die Milch ihr abgemolken wird; wenn in letzterem<br />

Fall <strong>das</strong> Kind die Milch der Frau trinkt, wo sie bereits todt ist,<br />

wird er dennoch ihr Milchsohn.<br />

Wenn ein Streit entsteht, ob eine solche Säugung Statt gefunden<br />

oder nicht, so kann der Beweis des tiaiürlichen Säugens an der<br />

Brust durch die Aussage<br />

von zwei Männern oder<br />

von einem Manne und zwei Frauen oder<br />

von vier Frauen,<br />

dagegen der Beweis des künstlichen Säugens (der künstlichen Zu- 20<br />

führung der Muttermilch) nur durch die Aussage von zwei Männern<br />

erbracht werden. Ebenfalls kann ein auf Milchverwandtschaft bezüg-<br />

liches Geständniss, wenn angefochten, durch die Aussage von zwei<br />

Männern bewiesen werden. Weiteres unter § 57.<br />

Für die Berechnung des Alters des Säuglings bis zu 2 Mondjahren,<br />

deren Monate zu je 30 Tagen gezählt werden, gilt der Moment<br />

des vollendeten Geburtsaktes als Anfang. Wenn einem Kinde, <strong>das</strong><br />

älter ist als zwei Mondjahre, die Milch einer fremden Frau zugeführt<br />

wird, entsteht dadurch keine Milchverwandtschaft.<br />

Wenn bezweifelt wird, ob <strong>das</strong> Kind wirklich fünfmal die Milch 30<br />

bekommen habe und nicht etwa bloss viermal, so entsteht keine<br />

Milchverwandtschaft. Wesentlich ist ferner, <strong>das</strong>s bei jedem einmaligen<br />

Säugen die Milch wirklich in den Bauch des Kindes gelangt. Was<br />

im Uebrigen als einmaliges Säugen anzusehen ist, muss nach Landes-<br />

'^) Die Injection der Milch durch ein Klystir in anum bewirkt<br />

nicht Milchverwandtschaft. Baguri II, 1S7, 5.

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