Standardwerk über das islamische Recht - Mittelstand PRO NRW

744 Buch V. Richter und Gerichtsverfahren. Anmerkungen. g 24
der Weiber (in Folge deren z. B. die Ehe annuUirt wird), auf das
Gebären, die Menstruation und Milchverwandtschaft. Diese Fragen
können nicht entschieden werden durch das Zeugniss eines Mannes
und einen Zeugeneid, wohl aber durch das Zeugniss eines Mannes
und zweier Weiber.
Das Zeugniss von Weibern wird selbst dann nicht angenom-
men, wenn sie die einzigen sind, die von der fraglichen Sache
Kenntniss haben. Wenn ein Mann sich von seiner Frau in Gegen-
wart von Weibern scheidet, während Männer nicht zugegen waren,
so gilt dennoch das Zeugniss der Weiber für Nichts. 10
Gegenstände, die unter diese Rubrik a) fallen, sind folgende:
Ehescheidung, Ehevertrag, die Wiederaufnahme einer geschie-
denen Ehe, die Bezeugung eines früher abgelegten Zeugnisses, per-
sönliche Bürgschaft, Tod, Manda% das Amt eines Testamentsvoll-
streckers, Compagnie-Geschäft, Commandit- Gesellschaft.
Die hier genannte Ehescheidung ist diejenige, welche die Frau
behauptet, einerlei ob ein von ihr zu zahlendes Aequivalent dabei
in Frage kommt oder nicht. Ist sie dagegen eine solche, die der
Ehemann behauptet, ein Sichloskaufen von Seiten der Frau (Buch
I, § 26—28), so gehört dieser Fall in die Kategorie b), d. h. die 20
Frage kann nur entschieden werden durch zwei männliche Zeugen
oder einen männlichen und zwei weibliche Zeugen oder durch einen
männlichen Zeugen und den Zeugeneid.
Ebenfalls gehören sub b) die folgenden Verhandlungen: Wenn
eine Frau das Vorhandensein einer Ehe behauptet, um ihren An-
spruch auf die Ehegabe zu beweisen; wenn Mann oder Frau das
Vorhandensein einer Ehe behaupten, um einen erbrechtlichen An-
spruch zu beweisen. Denn das Objekt dieser Processe ist in erster
Linie Hab und Gut. In allen anderen Fällen kann das Vorhanden-
sein einer Ehe nur durch das Zeugniss von zwei Männern bewiesen 30
werden.
Das Mandat, die Testamentsvollstreckerschaft, das Compagnie-
geschäft und die Commandit-Gesellschaft gehören hierher, insofern
das Beweisverfahren sich auf die betreffenden Verträge und die
Ausführung derselben bezieht. Wenn sich aber das Verfahren auf
den Nachweis einer Forderung an Geld oder Gut bezieht, so ist