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Standardwerk über das islamische Recht - Mittelstand PRO NRW

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g 57 Buch I. Eherecht. Anmerkungen. 07<br />

immer Tabu, und desgleichen die Baby-Frauen, falls er der er-<br />

wachsenen Frau beigewohnt hatte. Wenn er ihr aber nicht beigewohnt<br />

hatte, kann der Mann später mit ihnen eine neue Ehe eingehen.<br />

Ueber die Folgen von Milchverwandtschaft und die Behandlung<br />

der in Betreff derselben entstehenden Streitigkeiten gelten folgende<br />

Regeln<br />

Wenn ein Mann erklärt: die X ist meine Milch-Tochter oder<br />

Milch-Schwester, oder wenn sie erklärt: der Y ist mein Milch-<br />

Bruder, so ist die Ehe zwischen ihnen verboten.<br />

Wenn zwei Eheleute erklären, <strong>das</strong>s zwischen ihnen eine Milch- 10<br />

Verwandtschaft besteht, welche sie für einander Tabu macht, so wird<br />

ihre Ehe gelöst. Die Frau verliert ihre contraktlich ausbedungene<br />

Ehegabe, dafür aber kann sie, wenn ihr Mann ihr beigewohnt hat,<br />

die Durchschnitts-Ehegabe von ihm fordern.<br />

Wenn der Mann behauptet, <strong>das</strong>s seine Ehefrau ihm milchverwandt<br />

sei, während sie es leugnet, wird die Ehe annullirt, und die Frau<br />

bekommt die contraktlich festgesetzte Ehegabe, wenn die Coha-<br />

bitation Statt gefunden, dagegen nur die Hälfte, wenn die Coha-<br />

bitation nicht Statt gefunden.<br />

Wenn die Frau behauptet, <strong>das</strong>s ihr Ehemann ihr milchverwandt 20<br />

sei, er es aber leugnet, so gilt seine eidliche Aussage als massgebend,<br />

falls die Frau mit ihrer eigenen Zustimmung verheirathet worden<br />

ist (vgl. S lo)- War sie nicht mit ihrer Zustimmung verheirathet,<br />

so ist die Aussage der Frau als entscheidend anzusehen. Falls die<br />

Ehe annullirt wird, hat sie <strong>das</strong> Anrecht auf die Durchschnitts-Ehe-<br />

gabe, wenn die Cohabitation Statt gefunden. Hat diese nicht Statt<br />

gefunden, so hat die Frau nichts zu fordern.<br />

Wer die Milchverwandtschaft leugnet, muss in seinem Schwur<br />

aussagen, <strong>das</strong>s er von derselben nichts wisse. Wer dagegen <strong>das</strong><br />

Vorhandensein von Milchverwandtschaft behauptet, muss aussagen, 30<br />

<strong>das</strong>s sie existirt.<br />

Ueber den Zeugenbeweis betreffend Milchverwandschaft s. oben<br />

S. 93. Die Zeugenaussage der Frau, welche gesäugt hat, ist zu-<br />

lässig, wenn sie nicht für ihre Ammendienste Bezahlung verlangt hat.<br />

Im Allgemeinen genügt in den Zeugenaussagen nicht die Be-<br />

hauptung, <strong>das</strong>s Milchverwandtschaft vorhanden sei, sondern es muss<br />

auch angegeben werden, wann <strong>das</strong> Säugen Statt gefunden, wie häufig<br />

Sachau, Muhammedanisches <strong>Recht</strong>.<br />

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