Standardwerk über das islamische Recht - Mittelstand PRO NRW

§ II Buch VI. Strafrecht II. Anmerkungen. 827
gabten Menschen oder einem abgerichteten Thier z. B. einem Afifen
befiehlt zu stehlen, gilt nicht als Dieb.
Wie der hostis, der Unterthan eines fremden Staates, der mit
dem Islamischen Staate in einem Vertragsverhältniss steht, und auch
der Fremde, dem der Islamische Staat seinen Schutz gewährt, wegen
Diebstahls nicht mit Handabhauen bestraft wird, so auch nicht der
Mu.slim oder der nicht-muslimische Unterthan eines Islamischen
Staates, wenn er eine Person der genannten drei Kategorien be-
stohlen hat.
Ad c) Der Ausdruck VVertJiobjckt ist der Lehre von der Armen- 10
Steuer Zckät entlehnt.
Das Objekt muss baar oder im Werth wenigstens gleich
'/., Denar sein, wobei einerlei ist, ob es mehreren Besitzern gehört,
sofern der Aufbewahrungsort einer und derselbe war.
Regeln
Für die Abschätzung des gestohlenen Objekts gelten folgende
Gold-Geld wird nacJi Gewicht bestimmt, nicht gemünztes Gold
zusammen nach Gewicht und Werth (Bearbeitungswerth, Kunst-
werth). Wenn jedoch z. B. ein goldener Ring nicht das Gewicht
von 7^ Denar hat, während sein Kunstwerth 7( Denar oder mehr 20
ist oder: wenn zwar das Gewicht des Ringes 7^ Denar oder mehr
ist, während sein Kunstwerth unter 74 l^enar bleibt, so soll die
Strafe des Handabhauens für Diebstahl in diesem Falle nicht Statt
finden.
Silber und andere Objekte werden nicht nach dem Gewicht,
sondern nur nach dem Werthe bestimmt.
Wer eine Sache stiehlt, die den Mindestwerth von 74 Denar
hat, z. B. einen Koran oder erlaubte Bücher, ist als Dieb anzusehen;
ebenfalls, wer unerlaubte Bücher stiehlt, deren Papier und Einband
den Mindestwerth hat, oder ein Gefäss aus Gold oder Silber, 30
wenn das Metall abgesehen von der Arbeit den Mindestwerth
erreicht').
Wen Jemannd ein Götzenbild oder ein Kreuz, eine Flöte oder
Guitarre stiehlt, um sie zu zerbrechen, zu zerstören, wird er nicht
^) Ein Gefäss aus Gold oder Silber ist an sich etwas verbotenes:
es wird daher nur der Werth des Materials in Betracht gezogen,
nicht der Kunstwerth.