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Das Zisterzienserinnenkloster Wald - Germania Sacra

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126 4. Verfassung<br />

senden Eintritte von Konversen entstanden war. In Kloster <strong>Wald</strong> wurden<br />

die Begriffe Familiare und Pfründner offenbar nicht unterschieden. Der in<br />

Urkunden als Pfründner bezeichnete Heinrich der Schmied (1333-1366)<br />

wird im Seelbuch (BI. 38 a v.) famiJiaris genannt. <strong>Das</strong> Pfründnerinstitut war<br />

in den oberschwäbischen Frauenzisterzen allgemein verbreitet (Kuhn-<br />

Rehfus, Wirtschaftsverfassung S. 75).<br />

In <strong>Wald</strong> taucht die Bezeichnung prebendarius erstmals in einer Urkunde<br />

von 1333 (U 204) auf. In einer deutschsprachigen Urkunde von 1339<br />

(U 212) wird sie mit Pfründner übersetzt. Der erste waldische Pfründner<br />

läßt sich 1329-1347 nachweisen (vgI. § 38).<br />

Pfründbriefe und Pfründverträge, die seit der Mitte des<br />

14. Jahrhunderts überliefert sind (z. B. 1359: U 278; 1369: U 323; 1405:<br />

U 441, U 442; 1425: U 472; 1462: U 549), enthalten übereinstimmend eine<br />

Reihe von Verpflichtungen der Pfründner einer- und des Klosters andererseits,<br />

die wohl als charakteristisch angesehen werden dürfen: Der<br />

Pfründner kaufte sich mit einer individuell festgesetzten Geldsumme eine<br />

Laienpfründe in <strong>Wald</strong>. Zusätzlich versprach er, bei seinem Tod sein gesamtes<br />

Vermögen an das Kloster zu vererben und dieses zu Lebzeiten<br />

weder zu veräußern noch zu schmälern außer für seine Notdurft oder in<br />

genau geregeltem Umfang (vgI. U 567). Über Art und Größe seines<br />

Eigentums mußte er einmal jährlich an der klösterlichen Tafel Rechenschaft<br />

ablegen (U 567. StaatsArchSig Ho 157, U 25. Apr. 1468). Er gelobte mit<br />

einem Eid oder mit Handgelübde der Äbtissin und dem Konvent, bis zu<br />

seinem Tod mit Leib und Gut beim Kloster zu bleiben und diesem treu,<br />

gehorsam und untertänig zu sein, übergab also sowohl sich selbst als auch<br />

sein Vermögen der Abtei. Sein Gehorsamsversprechen erneuerte er jährlich<br />

an der KlostertafeP). Gelegentlich stellte der Pfründner Bürgen als Garanten<br />

für die Erfüllung seiner Pfründverpflichtungen, die mit einem<br />

bestimmten Geldbetrag einstanden (vgI. U 441 , U 442). <strong>Das</strong> Kloster seinerseits<br />

reichte dem Pfründner entweder ein individuell fixiertes lebenslängliches<br />

Leibgeding oder die in <strong>Wald</strong> übliche Pfründe an Wein, Brot,<br />

Gewand und Schuhen (vgI. U 323, U 766).<br />

<strong>Das</strong> besondere Verhältnis, in dem der Pfründner zum Kloster stand,<br />

wird in den Urkunden des 15. Jahrhunderts mit servitus umschrieben, der<br />

Pfründner als in proprietate des Klosters befindlich bzw. als ihm zu eigen<br />

gehörig und als Knecht bezeichnet (U 322, U 441, U 442, U 472). In den<br />

Admonter Totenroteln ist den dort eingetragenen <strong>Wald</strong>er Pfründnern des<br />

15. Jahrhunderts die Bezeichnung frater bzw. soror beigelegt (Bünger<br />

1) Vgl. auch OGRIS, Leibrentenvertrag S. 68 ff., 76 ff., 80 ff.

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