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Das Zisterzienserinnenkloster Wald - Germania Sacra

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330 5. Religiöses und geistiges Leben<br />

Falkenstein aus brüderlicher Liebe zu seiner Schwester Antonia am 29. Juni<br />

1701, dem Tag der mit megiichister Solemniteth und Pomp gefeierten Benedizierung<br />

der Äbtissin Maria Jakobe von Bodman, dem Kloster <strong>Wald</strong>. Am<br />

selben Tag öffnete Abt Stephan von Salem als waldischer Ordinarius diese<br />

auf dem Altar der Jungfrau und Muttergottes Maria der Klosterkirche<br />

stehende Kiste. Die Kriegszeiten, die den Konvent verschiedene Male zur<br />

Flucht veranlaßten, verhinderten auch die Fassung der Gebeine, die deshalb<br />

viele Jahre lang noch in dem Reisekästchen auf dem Marienaltar<br />

verehrt werden mußten. Erst am 14. September 1710 konnte die im Jahr<br />

zuvor neu gewählte Äbtissin Maria Antonia von Falkenstein mit Zustimmung<br />

des Abts von Salem Gebeine und Blut des Dioskorus zum Fassen<br />

der Priorin Maria Dominika Voglerin des Dominikanerinnenklosters Ennetach<br />

bei Mengen nahe <strong>Wald</strong> übergeben in der Absicht, den Märtyrer<br />

endlich als neuen Klosterpatron zur öffentlichen Verehrung aussetzen zu<br />

lassen. Nachdem die Gebeine in Ennetach schön zusammengesetzt worden<br />

waren, versammelten sich am 1. Juni 1711 auf herrschaftlichen Befehl<br />

etliche hundert Personen aus dem ganzen <strong>Wald</strong>er Amt und zogen in einer<br />

Prozession unter Leitung des waldischen Beichtvaters Bernhard Bosch,<br />

des Walbertsweiler Pfarrvikars Balthasar Bluem und des Dietershofer<br />

Pfarrvikars Laurentius Grabherr bei Tagesanbruch mit Kreuz und Fahnen<br />

von <strong>Wald</strong> nach Ennetach in die Klosterkirche, wo Leib und Blut des<br />

Dioskorus ruhten. Nach dem Hochamt vom hl. Kreuz - die Kirche besaß<br />

einen Kreuzpartikel -, gesungen von Beichtvater Bosch, und nach einer<br />

kurzen Erfrischungspause machte sich der Zug mit dem kostbahren Gast<br />

in aufferbawiiche(r) Procession wieder auf den Weg zurück nach <strong>Wald</strong>, bis<br />

zur äußersten Klosterpforte begleitet vom Ennetacher Konvent in schönem<br />

Kirchengepränge mit großer Andacht und Ordens gesang. Die Ennetacher<br />

Priorin, zwei ihrer Chorfrauen, eine Laienschwester und der dortige Beichtvater,<br />

ein Kanoniker aus dem Reichsstift Schussenried, begleiteten mit<br />

waldischen Kutschen, Pferden und Dienern die Prozession sogar ganz bis<br />

nach <strong>Wald</strong>. Sechs bis acht Bürger in schwarzen Mänteln trugen den heiligen<br />

Leib bis vor die Stadt Mengen. Die Ennetacher Kirche schloß sich mit<br />

Kreuz und Fahnen der Prozession bis zum ersten Stadttor von Mengen<br />

an, wo diese schon mit Kirchengepränge, mit Kreuz und Fahnen von der<br />

Geistlichkeit, darunter auch den Wilhelmitenpatres, dem Bürgermeister<br />

samt dem größten Teil des Magistrats, von Musikanten und vielem Volk<br />

aus der Stadt Mengen und anderen Orten erwartet wurde. Unter dem<br />

Geläut aller Glocken sämtlicher Kirchen, die gegen eine Geldverehrung<br />

ungemein sauber zusammen gezogen wurden, und unter dem Gesang der<br />

Allerheiligenlitanei zog die Prozession durch Mengen. In der Stadtmitte<br />

gratulierte der Stadtschreiber im Namen seiner Herren der Äbtissin von

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