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Das Zisterzienserinnenkloster Wald - Germania Sacra

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§ 19. Wallfahrten und Prozessionen 319<br />

menhang mit ähnlichen Wunderlegenden, daß zu Zeiten des alten Freiherrn<br />

Johann von Zimmern (1354-1441) ein gottloser Mensch drei Schüsse auf<br />

ein Kruzifix am Weg von Kloster <strong>Wald</strong> nach Walbertsweiler abgegeben<br />

habe, worauf sich der Abdruck seiner bei den Füße unvergänglich in die<br />

Erde eingeprägt habe, so daß weder Regen, Schnee noch Ungewitter ihn<br />

verwischen konnten und er bis zum Jüngsten Tag sichtbar sein werde.<br />

Dort sei eine Kapelle erbaut und später durch einen Bildstock ersetzt<br />

worden (vgl. § 28,2). Nach dem Dreißigjährigen Krieg entstand eine<br />

Wallfahrt zum Geschossenen Bild, deren Anfange nicht gen au festgestellt<br />

werden können. Anlaß war eine der oben geschilderten Geschichte ähnliche<br />

legendäre Freveltat eines schwedischen Soldaten während des Dreißigjährigen<br />

Krieges. Oberamtmann Martini von Kloster <strong>Wald</strong> datiert in<br />

seiner um 1770 verfaßten Geschichte WaIds (5,15) die Begebenheit sogar<br />

exakt auf den 20. November 1640 und berichtet folgendes: Eine Rotte von<br />

30 schwedischen Soldaten zu Fuß und Pferd von der Festung Hohentwiel<br />

zog nach der Plünderung WaIds in Richtung Meßkirch weiter. Eine<br />

Viertelstunde von <strong>Wald</strong> entfernt kamen sie am Weg nach Walbertsweiler<br />

an einem alten eichenen Bildstock vorüber, auf dem in altertümlicher<br />

Schnitzarbeit ein Kruzifix zusammen mit Maria und Johannes unter dem<br />

Kreuz, in einer kleinen Kapelle stehend, dargestellt war. Hier blieb einer<br />

der Soldaten stehen, und die erschröckliche Bosheit legte ihme in Sinn} seinen<br />

leichtfertigen Muthwillen und Religions-Hasß auch sogar an der Bildnüsße des<br />

Allmächtigen auszuüeben. Er schoß also auf den Bildstock, traf den Gekreuzigten,<br />

obwohl in allernächster Nähe stehend, nicht, sondern schoß das<br />

eine Mal rechts, das andere Mal links und das dritte Mal unten an ihm<br />

vorbei: Der göttliche Er/ößer aber traffe dießen Boshafften sogleich das erste<br />

Mahl} aber nicht mehr als sein Heyland} sondern als sein von ihme höchstbeleidigt<br />

und erzörnten Richter. Die Erde tat ihren Rachen auf und verschlang den<br />

Gottlosen auf dem Fleck, auf dem er die Greueltat begangen hatte. <strong>Das</strong><br />

Loch, in dem der Bösewicht versunken war, schloß sich nicht mehr,<br />

sondern blieb offen stehen und wurde mit Backsteinen im Geviert eingefaßt.<br />

Zur Besänftigung der beleidigten göttlichen Majestät habe das Kloster<br />

<strong>Wald</strong> mit Zustimmung des Bischofs von Konstanz das Bild vom Stock<br />

heruntergenommen und in einer eigens zu diesem Zweck neuerbauten<br />

Kapelle am Ort der Glorie auf dem Altar zur öffentlichen Verehrung<br />

ausgestellt, und allmählich habe sich eine regelrechte Wallfahrt zu diesem<br />

Geschossenen Bild entwickelt.<br />

Von diesem Kruzif1X wurden verschiedene Wundertaten erzählt, die<br />

alle zum Inhalt hatten, daß Menschen, die sich in Leib- und Lebensgefahr<br />

befunden und sich zu diesem Bild verlobt hatten, im Augenblick ihres<br />

Gelübdes errettet wurden. Eine dieser Wundertaten zeichnete Oberamt-

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