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Das Zisterzienserinnenkloster Wald - Germania Sacra

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§ 21 . Reliquien 329<br />

Mariens und vom Ort ihres Schlafplatzes, Reliquien von der Geißelsäule,<br />

vom Kreuz Petri, vom Pileolus und der Bahre (Iectica) Bernhards sowie<br />

von der Bahre (de feretro) Malachias. Wann und wie diese Reliquien nach<br />

<strong>Wald</strong> gelangten, kann nicht festgestellt werden.<br />

Im 18. Jahrhundert sammelte <strong>Wald</strong> Reliquienschätze, wie sie für die<br />

Barockzeit auch in anderen süddeutschen Klöstern und die hier gepflegte<br />

Frömmigkeit typisch waren. Die Herkunft der Reliquien bleibt in den<br />

meisten Fällen ebenso dunkel wie der Weg, auf dem sie in den Besitz der<br />

Abtei kamen. Authentiken werden heute im Pfarrarchiv <strong>Wald</strong><br />

(Rub. XV, C) verwahrt.<br />

Den ersten heiligen Leib erhielt <strong>Wald</strong> im Jahr 1701. Der waldische<br />

Beichtvater Bernhard Bosch, Kapitular aus Salem, informiert über die<br />

Vorgänge mit großer Gründlichkeit in seinem 1711 zusammengestellten<br />

Wahrer Bericht, wie daß heilige Bluth und Gebainer des Heiligen Martyrs Dioscori<br />

in daß adliche Gottßhauß <strong>Wald</strong> kommen, und gefasßter eingehollet worden, auch<br />

welcher gstalten durch solemne Translation zue offentlicher Verehrung außgesezt,<br />

und die hochwürdige,frey reichß hochwohlgebohrne Fraw, Fr( aw) Antonia, Freyhin<br />

von Falckenstein, ietz regierende gnedige Abbtisßin und Fraw, zuemahl benediciert<br />

war (78,204): Seit 1699 war Kloster <strong>Wald</strong> bestrebt gewesen, für seine<br />

neuerbaute Klosterkirche einen heiligen Leib von Rom zu bekommen.<br />

Am 18. Oktober dieses Jahres bat die Äbtissin den Regensburger Domherrn<br />

Baron Rauber, den Bruder der <strong>Wald</strong>er Konventualin Maria Scholastika,<br />

sich bei seinem bevorstehenden Romaufenthalt um den Erwerb<br />

eines solchen zu bemühen. Der Wunsch ging aber erst 1701 in Erfüllung.<br />

Als Freiherr Adalbert von Falkenstein, Dekan des Reichsstifts Kempten<br />

und Bruder der <strong>Wald</strong>er Priorin Maria Antonia, im Jahr 1700 im Rahmen<br />

einer Kommission nach Rom gekommen war, übergab ihm Kardinal<br />

Kaspar Carpegna, Bischof von Sabina und päpstlicher Generalvikar, den<br />

Leib und das in einem Gefäß verwahrte Blut des hl. Märtyrers Dioskorus,<br />

dessen Grabinschrift auf einem weißen Marmorstein, sowie eine im selben<br />

Jahr ausgestellte Authentik (verwahrt im PfarrArch <strong>Wald</strong>, Rub. XV, C).<br />

Dioskorus war, wie aus der als Verschluß seiner Grabnische dienenden<br />

Tafel hervorgeht, ein zehn Jahre, neun Monate und 18 Tage altes Kind,<br />

das, nach der Schrift auf dieser, heute in die südliche Langhauswand der<br />

Pfarrkirche <strong>Wald</strong> eingelassenen Grabtafel zu schließen (vgl. § 3,2), in<br />

frühchristlicher Zeit gelebt hatte und auf dem Coemeterium Cyriacae in<br />

Rom beerdigt worden war. Er galt als Katakombenheiliger, weil die in<br />

den römischen Katakomben beigesetzten Toten wegen der Blutampullen<br />

allgemein als Opfer der Christenverfolgungen, als Märtyrer angesehen<br />

wurden. Die in einem mit rotem Seidenband verschnürten und versiegelten<br />

Kästlein verwahrten drei heiligen Gegenstände schenkte Adalbert von

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