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Das Zisterzienserinnenkloster Wald - Germania Sacra

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§ 10. Klostergemeinschaft 139<br />

anderen ebenso betiteln zu lassen. Diese Titulatur wurde bis zur Aufhebung<br />

beibehalten 1). 1711 erklärte die Äbtissin, <strong>Wald</strong> sei ein vom Adel auf<br />

den Adel fundiertes Stift und Gotteshaus (78,211).<br />

Obschon die Satzungen für die Frauenklöster, enthalten in den 1626<br />

und 1627 zu Kaisheim und Salem aufgestellten Statuten der oberdeutschen<br />

Kongregation des Zisterzienserordens, vorschrieben, daß alle Klöster<br />

neben Adligen auch Personen anderer Stände aufnehmen müßten<br />

(GenLandArchK 65/165. 98/2328), ging <strong>Wald</strong> anscheinend erst nach dem<br />

Dreißigjährigen Krieg dazu über, sich wieder bürgerlichen Frauen zu<br />

öffnen. Dieser Entschluß dürfte vor allem auf die Bemühungen der Äbtissin<br />

Maria Margarethe Schenk von Castell zurückzuführen sein, möglichst<br />

wohlhabende Mädchen für den Klostereintritt zu gewinnen, um mit deren<br />

eingebrachtem Vermögen die Schulden WaIds abzubezahlen und das Kloster<br />

wieder zu sanieren (StaatsArchSig Ho 157, D 98 Bd 2 S. 264). WaIds<br />

Einstellung im 18. Jahrhundert war, daß Voraussetzung für die Aufnahme<br />

von Konventualinnen entweder edle Geburt oder reiche Ausstattung sei,<br />

wobei der edlen Geburt der Vorrang eingeräumt werde (Äbtissin<br />

6. Okt. 1775: 78,178). Eindeutig präzisierte die Äbtissin die Haltung des<br />

Klosters, als sie 1783 angab, daß Frauen von adliger Geburt von Anfang<br />

der Stiftung allhier caeteris qualitatibus paribus vorzüglich anderer aufgenommen<br />

worden sind (an die vorderösterreichische Regierung 4. Jan. 1783: 78,178).<br />

Beide Bedingungen konnten aber gerade im 18. Jahrhundert auch durch<br />

bestimmte Fertigkeiten ersetzt werden, wie vor allem durch eine Ausbildung<br />

in Instrumentalmusik und Gesang (vgl. § 23). Bezeichnenderweise<br />

warf gleich nach dem Eintritt der ersten bürgerlichen Nonnen in der<br />

zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts die Reichsritterschaft in Schwaben der<br />

Äbtissin vor, sie verletze das alte Herkommen, wenn sie nichtadligen<br />

Frauen aus bürgerlichen und sogar bäuerlichen Kreisen das Kloster öffne,<br />

und forderte, Kindern adligen Geblüts wenigstens den Vorzug zu geben<br />

(24. Sept. 1654: StaatsArchSig Ho 157, Neuverz.Akten II 7531). Ähnliche<br />

Besorgnisse äußerte hundert Jahre später auch der klösterliche Schutzund<br />

Schirmherr, der Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen, als er den<br />

waldischen Visitator bat anzuordnen, daß <strong>Wald</strong> um seines Ansehens willen<br />

nur noch oder wenigstens doch überwiegend adlige Kandidatinnen aufnehmen<br />

dürfe (Schreiben an Äbtissin 16. Mai 1755: 78,216). Umgekehrt<br />

klagte Äbtissin Maria Dioskora von Thurn und Valsassina 1752, die<br />

Klöster seien nachgerade gezwungen anzunehmen, was kommt, damit nur<br />

der Gottesdienst aufrechterhalten werden könne, obwohl doch die Stifter<br />

1) Vgl. u. a. U 1010, U 1014, U 1029, U 1056, U 1079, U 1091. StaatsArchSig<br />

Ho 157, U 11. Juli 1805; ebenda, Neuverz.Akten II 3460, U 12. Dez. 1637.

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