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Das Zisterzienserinnenkloster Wald - Germania Sacra

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226 4. Verfassung<br />

(an ihren Bruder 25. Jan. 1752: 78,236). Offenbar beabsichtigte die Äbtissin,<br />

den Konflikt mit Salem möglichst auf Ordensebene zu lösen. Im<br />

Frühjahr 1750 hatte sie zwar den Kaiserlichen Minister beim Schwäbischen<br />

Kreis, Baron von Ramschwag, vertraulich von den salemischen Zumutungen<br />

berichtet, machte aber von seinen Ratschlägen keinen Gebrauch<br />

(Kuhn-Rehfus, Landesherrschaft S. 41-42). Mit Beginn des Jahres 1752<br />

aber scheint das Abkommen über die Handhabung der Verhörstage sie<br />

veranlaßt zu haben, sich an verschiedene Verwandte zu wenden. So bat<br />

sie etwa ihren Vetter, den Basler Bischof Rinck von Baldenstein, um Rat<br />

und zog ihren Bruder, Baron Josef Leodegar von Thurn und Valsassina,<br />

verstärkt heran. Letzterer entwickelte sich förmlich zum inoffiziellen Rat<br />

des Klosters (78,233. 78,236).<br />

Die Auseinandersetzungen mit Salem erreichten im Mai 1752 ihren<br />

dramatischen Höhepunkt, der in der vorbehaltlosen Unterwerfung der<br />

Äbtissin und dem vollkommenen Sieg Abt Anselms gipfelte: An Himmelfahrt<br />

traf der Abt unangemeldet in <strong>Wald</strong> ein und führte eine siebentägige<br />

- statt der üblichen dreitägigen - Visitation durch 1). Dem Oberamtmann<br />

und seiner Frau sowie den übrigen Beamten verbot er, mit<br />

Äbtissin und Chorfrauen zu sprechen. Allerdings gelang es Oberamtmann<br />

von Kolb trotzdem, der Äbtissin am zweiten Tag heimlich ein Schriftstück<br />

mit Argumenten gegen die salemischen Ansprüche zu übergeben. Äbtissin<br />

Maria Dioskora setzte sich zwei Tage lang zur Wehr. Nachdem aber Abt<br />

Anselm im Kapitel ein Schreiben des Ordens generals vom 1. Mai 1752<br />

(78,227. 78,249) verlesen hatte, in dem dieser der Äbtissin die Unterwerfung<br />

befahl, sofern Salem keine Neuerungen einführe, fiel der Konvent<br />

von ihr ab. Vom Konvent verlassen, des Ehrgeizes und Ungehorsams<br />

beschuldigt, mit Absetzung und Exkommunikation bedroht, gab Maria<br />

Dioskora am dritten Tag ihren Widerstand auf. Obwohl sie angeblich<br />

fußfällig bat, ihr die Unterzeichnung zu erlassen, zwei Stunden lang auf<br />

den Knien gelegen haben soll und anschließend in Ohnmacht fiel, mußte<br />

sie verschiedene von Salem aufgesetzte Briefe an den Bischof von Basel<br />

und andere Verwandte unterschreiben, in denen sie die gütliche Beilegung<br />

der Streitigkeiten mitteilte und ihren bisherigen Irrtum bekannte. Darüber<br />

hinaus unterzeichnete und siegelte sie unter Zwang zwei von Salem<br />

lateinisch abgefaßte Schriftstücke an den Ordens general (16. Mai 1752:<br />

t) Vgl. insbesondere: Beschwerden der Untertanen 20. Mai 1752 (78,225);<br />

Bericht des waldischen Oberamtmanns 28. Mai 1752 (78,231); Aktenvermerk des<br />

Oberamtmanns 30. März 1770 (78,246); Bericht des Fürsten von Hohenzollern-<br />

Sigmaringen an die Kaiserin 31. Okt. 1752 (74,10); Bericht der Äbtissin an den<br />

Ordensgeneral 3. Sept. 1752 (78,249). Vgl. ferner 78,227 und 78,248.

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