13.12.2012 Aufrufe

Das Zisterzienserinnenkloster Wald - Germania Sacra

Das Zisterzienserinnenkloster Wald - Germania Sacra

Das Zisterzienserinnenkloster Wald - Germania Sacra

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

§ 10. Klostergemeinschaft 129<br />

Pfründer wurden seit dem 14. Jahrhundert in den Stadthöfen zu Pfullendorf<br />

und Überlingen eingesetzt und als Wirtschaftsleiter von Eigenbauhöfen<br />

(so 1548: U 766). Sie setzten Weidemarken zwischen waldischen<br />

Dörfern, saßen bei Streitigkeiten über Weide- und Trattrechte im Namen<br />

der Äbtissin zu Gericht (vgI. StaatsArchSig Ho 157, U 17. Juli 1463) und<br />

vertraten als Anwälte des Klosters waldische Dörfer in Trieb- und Trattangelegenheiten<br />

vor Schiedsgerichten (StaatsArchSig Ho 157, U<br />

29. Aug. 1492). Pfründner waren Träger von Lehen, die dem Kloster<br />

verliehen wurden (z. B. Hans Algöwer 1474: U 577). Sie vertraten unter<br />

der Bezeichnung Notbruder offiziell das Kloster bei Güterübertragungen<br />

(so 1338: ZGORh 10. 1859 S. 471 f.) und erscheinen - auch zusammen<br />

mit Laienbrüdern - als Zeugen in Urkunden. Und schließlich hatten sie<br />

in der Nachfolge der Konversbrüder verschiedene Klosterämter inne: Sie<br />

sind als Kaufmann, Pfistermeister, Keller (U 766), Pitanzer, Hofmeister auf<br />

dem Überlinger Stadthaus und vermutlich auch als Sutermeister zu belegen<br />

(vgI. § 11,3, § 32).<br />

Pfründner, die in <strong>Wald</strong> die oben geschilderte Stellung innehatten,<br />

können von 1329 bis in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts namentlich<br />

nachgewiesen werden. Noch die Stiftungen der Äbtissinnen von Rotenstein<br />

und von Reischach in den Jahren 1540 und 1559 führen die Pfründner<br />

und Pfründnerinnen als eine geschlossene Gruppe auf (Seelb. BI. 1 a r.,<br />

BI. 21 v., BI. 52 r.). Ebenso war der 1556 angenommene Haushälter in<br />

Überlingen noch ein Pfründner. Danach aber hörte die Bedeutung der<br />

Pfründnerinstitution in <strong>Wald</strong> auf. Möglicherweise steht die Veränderung<br />

mit den Reformbemühungen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts<br />

und mit der zu Anfang des 17. Jahrhunderts in <strong>Wald</strong> durchgeführten<br />

Reform im Zusammenhang. Die Zahl der Verpfründungen verringerte<br />

sich deutlich, und die Pfründner verloren ihre Wichtigkeit für Verwaltung<br />

und Wirtschaft des Klosters. Seit dem beginnenden 17. Jahrhundert waren<br />

die waldischen Pfründner einerseits Pensionäre, die nach Beendigung ihrer<br />

Berufslaufbahn ihren Lebensabend im Kloster verbrachten, wie etwa ehemalige<br />

Klosterbeamte und Pfarrer. Andererseits handelte es sich um Personen,<br />

die wegen körperlicher Behinderungen Versorgung im Kloster<br />

suchten. Sie waren zur Bezahlung eines Einkaufsgeldes und zur Verrichtung<br />

von Arbeiten bzw. berufsspezifischen Tätigkeiten im Rahmen ihrer<br />

Möglichkeiten und Fähigkeiten verpflichtet. Herausgehobene Funktionen,<br />

wie sie ihnen in den vorangegangenen Jahrhunderten übertragen worden<br />

waren, übten sie indes nicht mehr aus. Österreich endlich erließ im<br />

Zusammenhang mit den Kirchenreformmaßnahmen 1779 das generelle<br />

Verbot, Pfründner in ein Kloster aufzunehmen (Anzeige von Pfarrer Kolb<br />

vom 5. Jan. 1784: 78,205).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!