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Das Zisterzienserinnenkloster Wald - Germania Sacra

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§ 24. Besitzentwicklung und Einkünfte 351<br />

Schwierigkeiten abermals mit dem Verkauf von Gütern auf Leibrentenbasis.<br />

Solche Leibgedinge, die mit dem Tod des Käufers wieder an die<br />

Abtei heimfielen, wurden seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts fast<br />

ausschließlich an eigene Klosterangehörige - vorwiegend an Konventualinnen,<br />

aber auch an einzelne Klosterämter - verkauft und kamen deshalb<br />

praktisch einer Kapitalbeschaffung aus klostereigenen Ressourcen gleich<br />

(R S. 105 u. 108). Nach 1411 hörten diese Leibrentenverkäufe auf. Endgültige<br />

Veräußerungen aus dem Klosterbesitz hatte <strong>Wald</strong> mit den Verkäufen<br />

auf Leibrentenbasis offenbar fast ganz vermeiden können<br />

(R S. 103-106). Die Lage des Klosters war zum Teil sicher Folge der<br />

Mißernten und der daraus resultierenden Teuerungen in der zweiten Hälfte<br />

des 14. Jahrhunderts sowie der beginnenden spätmittelalterlichen Agrardepression<br />

1). Der Verkauf eines Hofguts im Jahr 1462, um dem wachssenden<br />

Schaden des Klosters zuvorzukommen (StadtArchÜberlingen 81 a,7,8,2271),<br />

steht vereinzelt da und dürfte einen nur momentanen Engpaß andeuten.<br />

Jedoch führt die Zimmerische Chronik (Bd 2 S. 158) Kloster <strong>Wald</strong> unter<br />

Äbtissin Helena von Reischach (1557 -1568) als Beispiel für die in den<br />

Klöstern herrschende Kargheit an. Als Agnes Reiff genannt Walter von<br />

Blidegg 1592 zur Äbtissin gewählt wurde, fand sie angeblich nur große<br />

Schulden vor; Geld-, Getreide-, Wein- und Viehvorräte waren nicht vorhanden.<br />

In den neunziger Jahren nahm das Kloster größere Geldsummen<br />

auf. Die Schuld am wirtschaftlichen Rückgang gab <strong>Wald</strong> sowohl den<br />

vielen Teuerungs- und Mißjahren als auch der Mißwirtschaft des leitenden<br />

Klosterbeamten Jakob Eberlin, der 1589 entlassen wurde (R S. 134 u. 454).<br />

Andererseits aber war die Abtei in der Lage, in der zweiten Hälfte des<br />

16. Jahrhunderts Geldbeträge bis zu 4000 fl gegen Zins auszuleihen<br />

(R S. 134). Außerdem stellte der Ordensgeneral Nikolaus Boucherat bei<br />

seiner Visitation WaIds im Jahr 1573 fest, daß das jährliche Einkommen<br />

für mehr Konventualinnen als die vorhandenen 18 Nonnen und eine<br />

Novizin ausreiche, und forderte die Äbtissin auf, den Konvent zu vergrößern<br />

(U 812, U 813).<br />

Falls die Darstellungen des Klosters nicht Zweckpessimismus waren<br />

und beweisen sollten, daß die Belastungen WaIds mit Forderungen des<br />

Sigmaringer Grafschaftsinhabers untragbar seien, war die wirtschaftliche<br />

Situation der Abtei auch in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts gedrückt.<br />

1623 klagte Äbtissin Margarethe von Werdenstein, ihr Kloster sei baufallig<br />

und wegen der schlechten Ernten auf den Feldern und in den Weinbergen<br />

sowie wegen der Preissteigerungen bei Lebensmitteln so arm, daß es weder<br />

1) Vgl. W. ABEL, Strukturen und Krisen der spätmittelalterlichen Wirtschaft<br />

(Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte 32) 1980 S. 69 ff.

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