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Das Zisterzienserinnenkloster Wald - Germania Sacra

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§ 17. Innerklösterliches Leben 301<br />

Verhältnismäßig viel Zeit dürften nicht zuletzt die Verwaltungsaufgaben<br />

der <strong>Wald</strong>er Nonnen in Anspruch genommen haben: Im<br />

18. Jahrhundert war jede Chorfrau mit einem Klosteramt betraut, und<br />

nach altem Herkommen führten die Frauen die Ökonomierechnungen<br />

selbst (Untersuchungsprotokoll des vorderösterreichischen Kommissars<br />

25. Jan. 1784: 78,205).<br />

1783/84 erhob der waldische Pfarrvikar von Dietershofen, Josef Ernst<br />

von Kolb, Bruder der Äbtissin Maria Edmunda von Kolb, ein der Aufklärung<br />

und den Ideen der Physiokraten anhängender Ex-Jesuit, schwere<br />

Vorwürfe gegen den <strong>Wald</strong>er Konvent und beschuldigte ihn des unklösterlichen<br />

Lebenswandels, der Mißwirtschaft, der Verschwendung und der<br />

Unterdrückung seiner Untertanen. Unter anderem warf er dem Konvent<br />

vor, er verletze die Klausur und betrage sich anstößig und ärgerlich, weil<br />

sowohl Äbtissin als auch Nonnen nicht nur Spazierfahrten auf die benachbarten<br />

klösterlichen Eigenhöfe und Dörfer, sondern auch Reisen<br />

unternehmen und die Gastfreiheit übertrieben praktizieren würden.<br />

Allein für die Gäste und die Spazierfahrten der Nonnen halte das Kloster<br />

vier Gastpferde samt einem Kutscher. Wenn Gäste anwesend seien, wie<br />

beispielsweise bei den bisherigen zwei bis drei Besuchen des Bischofs von<br />

Konstanz, veranstalte man große Gesellschaften und Tafeleien, bei denen<br />

die Frauen in Gegenwart zahlreicher Fremder Musik und Komödien<br />

aufführen ließen. Jährlich würden ungefähr 30 große Mahlzeiten mit 40<br />

bis 50 Gästen gegeben. Außerdem mache der Konvent unnötige Geschenke,<br />

bestehend z. B. aus Klosterarbeiten und Konfekt. Die Kosten für<br />

Festessen und Geschenke berechnete Kolb auf 6000 fl pro Jahr (Untersuchungsprotokoll<br />

25. Jan., Kommissionsbericht 3. Apr. 1784: 78,205).<br />

Die Anklagen Kolbs hielten der Untersuchung durch eine von der<br />

vorderösterreichischen Regierung und Kammer in Freiburg eingesetzte<br />

Kommission nicht stand oder erwiesen sich zumindest als stark übertrieben<br />

1). Die Gastfreiheit wurde in <strong>Wald</strong> zwar wirklich in größerem Umfang<br />

als in anderen Frauenklöstern betrieben und erforderte einen beträchtlichen<br />

Aufwand. Jedoch anerkannte der Kommissar, Regierungsrat von Beck,<br />

daß zum einen die einsame Lage des Klosters, zum anderen die enge<br />

Nachbarschaft zu zahlreichen Reichsständen und anderen Herrschaften<br />

und nicht zuletzt der Umstand, daß viele Güter und Gefälle WaIds im<br />

1) Verteidigungsschrift der Äbtissin Maria Edmunda von Kolb vom 14. Juli<br />

1783: 78,54. Untersuchungsprotokoll des vorderösterreichischen Regierungskommissars,<br />

25. Jan. - 25. Febr. 1784; Bericht des Kommissars an die vorderösterreichisehe<br />

Regierung vom 3. Apr. 1784; Bericht des klösterlichen Wirtschaftsadministrators<br />

vom 10. Sept. 1785; Bericht des waldischen Wirtschaftsbeistands vom<br />

16. Juni 1786: 78,205.

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