13.12.2012 Aufrufe

Das Zisterzienserinnenkloster Wald - Germania Sacra

Das Zisterzienserinnenkloster Wald - Germania Sacra

Das Zisterzienserinnenkloster Wald - Germania Sacra

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

162 4. Verfassung<br />

ihrerseits den vorgerufenen Ortsvorgesetzten wieder aushändigte. In Gegenwart<br />

des Kommissars küßten die Ortsvorgesetzten und übrigen Untertanen<br />

der Äbtissin zum Zeichen des Gehorsams die Hand und reichten<br />

anschließend dem waldischen Oberamtmann die Hand.<br />

Die Bestätigung der neugewählten Äbtissin durch den Wahlpräses<br />

(= Vaterabt) befähigte diese zum Antritt der Abtei und ihrer Verwaltung<br />

(Provinzialkapitel zu Schöntal 1642: GenLandArchK 98/2328). Die Wahl<br />

der <strong>Wald</strong>er Äbtissin Maria Edmunda von Kolb im Jahr 1772 wurde jedoch<br />

auch vom Ordensgeneral bestätigt (Schreiben vom 9. März 1772: 78,267).<br />

Die Benediktion der <strong>Wald</strong>er Äbtissinnen ist erst seit Beginn des<br />

18. Jahrhunderts in den Quellen faßbar. Sie wurde in dieser Zeit vom<br />

jeweiligen Vaterabt vorgenommen. Zwischen Wahl und Benedizierung<br />

konnten mehrere Jahre liegen (vgl. § 31). Über die Benedizierung der<br />

Äbtissin von Falkenstein am 30. August 1711 wird aus einem Bericht des<br />

Beichtvaters (78,204) bekannt, daß Abt Stephan von Salem unter vortrefflicher<br />

.Musik das Hochamt höchst auferbaulich sang und währenddessen<br />

die Äbtissin mit großer Solennität und allen Zeremonien nach Ordensbrauch<br />

öffentlich weihte. Bei der Benedizierung wurde die Äbtissin von<br />

vier geistlichen und weltlichen Frauen, die als Assistentinnen fungierten,<br />

bedient, nämlich von Priorin und Subseniorin sowie von der Frau Oberstmarschallin<br />

von Kempten und der Frau Oberstallmeisterin von Kempten.<br />

Während des Hochamts und der Benedizierung sowie während der Tafel<br />

gaben, der Billigkeit gemäß, die bewaffneten Untertanen des öfteren<br />

treffliche und ordentliche Salven aus Flinten, Doppelhaken und Feuermörsern<br />

ab. An der Tafel war gute Tafelmusik zu hören, gesungen von<br />

den Klosterfrauen.<br />

Der Eid, den die <strong>Wald</strong>er Äbtissin nach ihrer Wahl und vor der<br />

Benediktion ihrem Vaterabt ablegte, spiegelt in seinem Inhalt in charakteristischer<br />

Weise das Verhältnis WaIds zum Pater immediatus während<br />

des 18. Jahrhunderts wider (vgl. § 13,1 b, 1 c). Die ältere Fassung dürfte<br />

sich darauf beschränkt haben, die Wahrung des klösterlichen Besitzstandes<br />

und dem Abt von Salem als Visitator und Pater immediatus den Gehorsam<br />

in geistlichen Angelegenheiten zu geloben nach dem Muster eines undatierten<br />

Formulars aus dem 18. Jahrhundert (78,232)1): Ich, Schwester N.,<br />

Erwölte zue ainer Abbtissin diß Gotzhauß N., schwer bey disem hayligen Evangelium,<br />

das ich die Güetfer und Besitzungen, Recht und Gerechtigkaithen, disem<br />

Gotzhauß zuegehörig, nit will verkauffen, versetzen, verpfenden noch ainicher anderer<br />

Gestalt verendern, dann nach Form und Satzung unsers heyligen Ordens, sonder will<br />

1) Vg1. auch die Abschrift von 1776 in dem " uralten " sogenannten Ordinarium<br />

Salems, fo1. 39: GenLandArchK 98/2334.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!