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Das Zisterzienserinnenkloster Wald - Germania Sacra

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268 5. Religiöses und geistiges Leben<br />

eingeführt werden könne. In Wirklichkeit müssen die Pfründen umfangreicher<br />

gewesen sein. 1571 hatte Margarethe von Goeberg für Konventualinnen,<br />

alle im Kloster verpfründeten Personen, Beichtvater, Pfistermeister<br />

und Kaufmann zwei Gastlaibe Brot gestiftet, die zusätzlich zum<br />

üblichen samstags zu reichenden Pfründbrot jeden Dienstag ausgeteilt<br />

werden mußten, 1576 die bisher an Chorfrauen, Beichtvater und die beiden<br />

weltlichen Klosterbeamten jährlich in den Fasten ausgegebenen sieben<br />

Pfründkarpfen auf acht Stück erhöht (Seelb. BI. 61 v.). Zudem erhielt jede<br />

Chorfrau jährliche Geldbeträge aus Kapitalschenkungen und -anlagen verschiedener<br />

Nonnen, vor allem der drei genannten Äbtissinnen und der<br />

bei den Nonnen Margarethe und Katharina von Reischach (U 814, U 827.<br />

Seelb. BI. 21 v., 51 v., 52 a r.). An Neujahr bekamen die Frauen einen<br />

schönen Zelten, verschiedene Amtsträgerinnen erhielten jährlich Unschlitt,<br />

Schmalz und Lettzeiten und jede Schwester einen Becher Schmalz immer<br />

dann, wenn man im Kloster Schmalz ausließ (Ordnung für die Fasnachtsküchlein<br />

1538: 56,18). In Testamenten und bei Jahrtagsstiftungen wurden<br />

die Konventualinnen mit Pitanzen, Kleidern, Schmuck und anderem bedacht.<br />

Die privaten Einkünfte der einzelnen Nonnen aus ihrer eingebrachten<br />

Mitgift, aus Leibgedingen und anderen Zuwendungen ihrer Verwandten<br />

dienten der individuellen Aufbesserung der Klosterpfründe. Der Lebensstil<br />

der <strong>Wald</strong>er Chorfrauen orientierte sich am Adel. Aus den Visitationsordnungen<br />

von 1514, 1573 und 1586 (U 702, U 812, U 813, U 850) geht<br />

hervor, daß sie sich nach dem Vorbild der Edelfrauen kleideten, weiße<br />

gestutzte Schuhe trugen, ihre Gewänder nach weltlicher Sitte schmückten<br />

und den Schnitt der Ordenskleidung - die aus einem weißen Wollrock<br />

und schwarzem Skapulier bei Konventualinnen und einem weißen Skapulier<br />

bei Novizinnen zu bestehen hatte - nach der herrschenden Mode<br />

veränderten. Insbesondere wurde gerügt, daß die Ärmel an den Kutten<br />

enger und kürzer als bei den Salemer Mönchen seien. Schließlich kleideten<br />

sich die Novizinnen bereits wie Konventualinnen, anstatt die weißen, nur<br />

bis zum Gürtel reichenden Skapuliere zu tragen.<br />

In Art und Umfang des Privatbesitzes in der Hand von <strong>Wald</strong>er Klosterfrauen<br />

gewähren einige Schenkungen und Testamente aus dem<br />

16. Jahrhundert Einblick. Margarethe von Reischach verfügte 1577 (U 827)<br />

letztwillig über vier vergoldete Silberbecher, teils mit Deckel, Fuß und<br />

Wappen und ziselierter, gegossener und emaillierter Dekoration, einen<br />

silberbeschlagenen Becher aus Ahornholz (Fliiederin), Kleinode, mehrere<br />

Paternoster, Silber-, Zinn-, Messing-, Kupfer- und anderes Geschirr, Kleider,<br />

Leinwandwäsche, ihr Bett, Bargeld, Zinsbriefe, über mehr als 4 Fuder<br />

Wein, den sie von ihrem Pfründeinkommen zurückgelegt hatte, einen

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