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Das Zisterzienserinnenkloster Wald - Germania Sacra

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278 5. Religiöses und geistiges Leben<br />

reiten, verpflegen könnten. Und nicht zuletzt müßten, wie die Erzählungen<br />

der Beichtväter bestätigten, die Nonnen wegen ihrer großen Gastereien<br />

häufig selbst Hunger leiden und sogar von den Bauern Brot leihen. Die<br />

Prüfung der Klosterrechnungen habe ergeben, daß der von der Regel<br />

Benedikts vorgeschriebene gemeinsame Tisch billiger sei als die vielen<br />

privaten. Sowohl das Tridentinische Konzil als auch Papst und Ordensgeneral<br />

drängten auf das gemeinschaftliche Leben. Die Wiedereinführung<br />

der Vita communis sei daher unumgänglich, zumal nicht mit einer päpstlichen<br />

Dispens gerechnet werden dürfe. Überdies habe der Bischof von<br />

Konstanz auch den von seinem Ordinariat exemten Zisterzienseräbten die<br />

bischöfliche Inspektion in päpstlichem Auftrag angedroht, wenn sie nicht<br />

binnen sechs Monaten die Visitation und Reform der Frauenklöster in<br />

Angriff nehmen würden, die Salem alleine wegen der Intervention der<br />

Reichsritterschaft aufgeschoben, ja ganz eingestellt habe. Eine solche Gefahrdung<br />

der Ordensprivilegien dürfe auf keinen Fall riskiert werden. Im<br />

übrigen wolle Salem nichts überstürzen, sondern die Reform langsam und<br />

in Liebe durchführen. In der Frage der Klausur dagegen waren die Salemer<br />

Vertreter erstaunlich nachgiebig. Obwohl sie vom Abt keine diesbezüglichen<br />

Instruktionen erhalten hatten, vertraten sie doch die Ansicht, dem<br />

Abt liege nicht so viel an der strikten Durchführung der Klausur, denn<br />

er selbst habe sie in Heggbach wieder aufgehoben, als sich zeigte, daß die<br />

Verwaltung nicht funktioniert, wenn Äbtissin und Amtsfrauen sich nicht<br />

um sie kümmern. Auch der Ordensgeneral, der die Verhältnisse in Deutschland<br />

aus eigener Anschauung kenne, werde sich beim Papst vermutlich<br />

für entsprechende Milderung der strikten Klausur entgegen den Vorstellungen<br />

der Bischöfe einsetzen. Schließlich gehöre die Klausur nicht zu<br />

den drei Ordensgelübden.<br />

Nachdem vor allem die Sorge des Adels zerstreut worden war, daß<br />

die Frauen eingesperrt würden und keinen Besuch mehr empfangen dürften,<br />

erklärte der Rittertag, der Adel stehe der Reform nicht mehr grundsätzlich<br />

ablehnend gegenüber. Er behielt sich jedoch vor, zunächst auf<br />

einer Rundreise die Äbtissinnen über die geplanten Maßnahmen und ihre<br />

Gründe zu informieren und deren Vorbehalte anzuhören. Erst danach<br />

wollte der Adel Salem seine endgültige Entschließung mitteilen. Bis dahin<br />

sollte Salem die vom Papst für die Woche nach dem 16. April angesetzte<br />

Visitation verschieben und jegliche Reform unterlassen.<br />

Aufgrund dieses Ergebnisses erbat der Salemer Abt noch 1598 von<br />

Kaiser Rudolf II. ein kaiserliches Patent zur Durchführung der Reform<br />

mit dem Hinweis, daß nunmehr zwar der Adel die Reform toleriere,<br />

hingegen aber die Grafen und Herren als Inhaber von hoher Obrigkeit,<br />

Kastenvogtei, Schutz- und Schirmrechten Schwierigkeiten machten (Gen-

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