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Das Zisterzienserinnenkloster Wald - Germania Sacra

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70 3. Historische Übersicht<br />

Rehfus, Oberschwäbische Frauenzisterzen S. 8-10). Diese Deutung seiner<br />

Ziele wird durch die geographische Lage der in der ersten Hälfte des 13.<br />

Jahrhunderts gegründeten Frauenzisterzen unterstützt: Baindt befand sich<br />

im Zentrum des ursprünglich welfischen Machtbereichs zwischen Donau<br />

und Bodensee, das in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts an Friedrich<br />

Barbarossa übergegangen war, Heggbach und Gutenzell an dessen nordöstlicher<br />

Peripherie, Rottenmünster vor den Toren der staufischen Stadt<br />

Rottweil, die auf Reichsgut lag und ein alter Vorort des Herzogtums<br />

Schwaben war, <strong>Wald</strong> im ehemaligen Herrschaftsbereich der Grafen von<br />

Pfullendorf, den Rudolf von Pfullendorf bei seinem Tod 1181 ebenfalls an<br />

Friedrich I. vererbt hatte. Die Vogtei (advocatia) <strong>Wald</strong> befand sich daraufhin<br />

in staufischer Hand und brachte laut eines um 1220 zu datierenden und<br />

für Friedrich 11. angefertigten Verzeichnisses über entfremdete Rechte und<br />

Einkünfte des Reichs im Amt Pfullendorfl) jährlich 20lb ein. König<br />

Philipp veräußerte sie wohl während seiner Auseinandersetzungen mit<br />

Otto IV. um 30 Mark an die staufischen Reichsministerialen von Fronhofen.<br />

Die Fronhofer verzichteten möglicherweise bei der Klostergründung<br />

auf ihre Vogteirechte über das klösterliche GrÜndungsgur2). Für eine<br />

solche Vermutung könnte sprechen, daß ein Bertold und ein Eberhard<br />

von Fronhofen als Zeugen im bischöflichen "Stiftungsbrief" auftreten<br />

(U 1). Außer der advocatia <strong>Wald</strong>e lag in nächster Nähe des neugegründeten<br />

Klosters noch weiteres Reichsgut, das aus der pfullendorfischen Erbschaft<br />

stammte und später teilweise verloren gegangen war, so etwa die Vogteien<br />

Hippetsweiler, Sauldorf und Altheim, Burg und Dorf Hausen (vermutlich<br />

am Andelsbach) sowie die drei Dörfer Stadelhofen, Sahlenbach und Pfullendorf.<br />

Der Platz für eine Zisterzienserniederlassung war unter politischen<br />

Gesichtspunkten also überlegt gewählt, eröffnete das Kloster doch die<br />

Aussicht, dieses entfremdete Reichsgut über Schenkungen und Käufe an<br />

sich zu binden (R S.34-35). Die den Vorschriften des Ordens widersprechende<br />

Lage bei einer Pfarrkirche in einem bereits besiedelten Ort<br />

nahm man, um die materielle Lebensfahigkeit des Konvents in den Anfangen<br />

zu sichern, in Kauf (vgl. Kuhn-Rehfus, Zisterzienserinnen in<br />

Deutschland S. 129).<br />

Ein Mittel, den Einfluß auf Kloster <strong>Wald</strong> den Staufern zu sichern, bot<br />

die königliche Schirmvogtei. Die von Frankreich mitgebrachten Vorstellungen<br />

des Zisterzienserordens, seine vogtlosen Klöster der generellen<br />

t) SCHMID, Rudolf von Pfullendorf S. 297 Nr. 112. METZ, Staufische Güterverzeichnisse<br />

S. 94-97. WürttUB 3 Nr.24 S. 483-484; 4 S. 486.<br />

2) Entgegen METZ, Staufische Güterverzeichnisse S. 94, betraf die Vogtei nicht<br />

das Kloster <strong>Wald</strong>. <strong>Das</strong> Verzeichnis spricht vielmehr nur von der advocatia <strong>Wald</strong>e.

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