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Alle Volkstänze - Dancilla

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Zwiefach 1560HistorischesAngeblich entstanden die ersten Zwiefachen in der Zeit vor der Erfindung des Taktstriches. In Lautenbüchern ausdem 16. Jahrhundert sind Musikstücke mit Taktwechseln in der Art des Zwiefachen überliefert. Ob dazu auchgetanzt wurde, ist nicht bekannt. Da das Besondere beim Zwiefachen die Verbindung Taktwechsel-Schrittwechselist, können diese Formen eigentlich noch nicht als Zwiefache bezeichnet werden.Wenige Archivfunde lassen auf sein Alter schließen. Im Stadtarchiv Amberg liegt eine um 1730 datierteMusikhandschrift, die einen reinrassigen Zwiefachen enthält (Mandora-Tabulatur, Parthia 3tia, Titel Aria). DerName taucht 1780 das erste Mal auf: In einem Gerichtsprotokoll des Hofmarkrichters in Wolfersdorf (Hallertau)heißt es: „Diese Tanzart wird unter dem Bauernvolk das ‚zwyfach Danzen‘ genannt“ (Staatsarchiv für Oberbayern,Briefprotokolle Moosburg Nr. 646). Vier Bauernburschen hatten am 12. November 1780 das Tanzverbot missachtetund sich „erfrecht [...], in der hiesigen Wirtstafern am 12. November 1780 unanständig und ärgerlich zu tanzen unddie Füße mit den der Weibsbilder ihrigen durcheinander zu schlingen“. Ob damals nur zu zwyen, also paarweisegetanzt wurde, oder tatsächlich Zwiefach getanzt wurde, bleibt verborgen.Johann Andreas Schmeller spricht in seinem 1827 veröffentlichten Bayerischen Wörterbuch vom „Zwifach tanzen, d.h. nach der älteren bayerischen Manier, deren Musikweise im bekannten Volksliede der Nagelschmied nachgeahmtund ausgedrückt ist“ . Der Nagelschmied ist heute noch ein beliebter Zwiefacher, daher ist damit das erste Mal derZwiefache nachgewiesen, und zwar für die Zeit 'älter als 1827'.Mit großer Wahrscheinlichkeit entstand der Zwiefache als Verbindung von Taktwechsel und Schrittwechsel in derZeit, die auch die Rundtänze Walzer und Polka hervorgebracht hat (Felix Hoerburger, Die Zwiefachen, 1956).Herkunft der MelodienAuf der Seite Zwiefach-Melodien habe ich eine Diskussionsseite dafür eröffnet.Beispiele in der Kunstmusik• John Bull hat um 1600 unter dem Namen In Nomine (Fitzwilliam Virginal Book, Nr. 119, Breitkopf &Härtel-Ausgabe (Leipzig 1899), Bd.2, S. 34-39) eine regelrechte Zwiefachen-Fuge geschrieben. Die ersten 5Seiten des Stückes stehen im völlig ungewöhnlichen 11/4-Takt (in regelmäßiger Untergliederung 4-4-3), auf derletzten Seite (S.39) wechselt er in einen Taktwechsel 6/4 - 9/4 über. Durch die äußerst komplizierte Satztechniksind aber diese Taktwechsel kaum zu bemerken. Siehe In Nomine (in 11/4) by John Bull [1]• Johann Sebastian Bach hat im 4. Brandenburgischen Konzert (BWV 1049, vor 1721) als Thema des 1.Satzes(<strong>Alle</strong>gro) eine Melodie, die eigentlich in einem Taktwechsel 6/4 - 3/2 notiert werden müsste und denselbenRhythmus hat wie einige Zwiefache (z.B. Neun Dörfer). In den gängigen Ausgaben ist der Satz durchgängig im3/4-Takt notiert, mit Akzenten auf den unregelmäßig betonten Noten. Siehe Brandenburgisches Konzert Nr. 4 [2]• Leonard Bernsteins berühmter Song I like to be in America aus seinem Musical West Side Story (1957) hatdenselben Rhythmus und hat auch die Taktangabe (6/4 + 3/2).Da alle vorherigen Beispiele nicht als Tanzmusik gedacht waren und auch eher nie dazu Zwiefach getanzt wurde,(siehe oben unter Historisches,) gelten diese Beispiele nicht als Zwiefache.• Carl Orff hat in seiner Vertonung der Carmina Burana einen Tanz als Zwiefachen komponiert.• Bedřich Smetana hat im zweiten Akt seiner Oper „Die verkaufte Braut“ den Furiant, eine tschechische Variantedes Zwiefachen, als Bauerntanz verwendet.

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