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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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Der König vernahm von der erleuchteten Līlā die Geschichte, die sich während<br />

des vergangenen Monats abgespielt hatte. Er fuhr fort zu regieren und<br />

erfreute sich durch die Gnade Sarasvatī’s der Segnungen der drei Welten, die<br />

er ohne Zweifel durch seine Eigenbemühungen erlangt hatte.<br />

Dies ist die Geschichte von Līlā, oh Rāma, die ich dir hiermit in allen Einzelheiten<br />

berichtet habe. Die Kontemplation dieser Geschichte wird dein Gemüt<br />

vom geringsten Glauben an die Wirklichkeit des Wahrgenommenen befreien.<br />

Wahrhaftig – wenn doch nur das, was wahr ist (was existiert), beseitigt werden<br />

kann – wie könnte dann das Unwirkliche beseitigt werden? Es gibt nichts<br />

zu beseitigen, denn all dieses (die Erde usw.), was vor deinen Augen erschienen<br />

ist, ist nichts als das unendliche Bewusstsein. Und falls irgendetwas erschaffen<br />

worden sein sollte, dann geschah es durch dieses Bewusstsein und<br />

innerhalb davon. Alles ist so, wie es ist – nichts wurde jemals erschaffen. Du<br />

magst sagen, dass alles, was erscheint, die Schöpfung von Māyā sei, aber nicht<br />

einmal Māyā selbst ist wirklich!<br />

RùMA sagte:<br />

Hoher Herr, was für eine großartige Vision der letzten Wahrheit hast du mir<br />

verschafft! Aber, oh Heiliger, es gibt noch einen unstillbaren Hunger in mir<br />

nach dem Nektar deiner erleuchtenden Worte. Bitte, erkläre mir das Mysterium<br />

der Zeit, denn in der Geschichte von Līlā gibt es manchmal eine ganze<br />

Lebensspanne, die in acht Tagen und dann wiederum in einem Monat durchlebt<br />

wird. Ich bin verwirrt. Sind dies verschiedene Zeitmaße in verschiedenen<br />

Universen?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Oh Rāma, was auch immer man innerhalb seines eigenen Geistes denkt,<br />

wird von einem selbst erfahren. Sogar Nektar wird von demjenigen als Gift<br />

erfahren, der glaubt, es sei Gift. Freunde werden zu Feinden, und Feinde werden<br />

zu Freunden – ganz nach der inneren Einstellung. Das Objekt wird stets<br />

genau entsprechend den eigenen inneren Gefühlen erfahren. Für die leidende<br />

Person ist eine Nacht wie eine Ewigkeit, und eine Festnacht verfliegt wie ein<br />

Augenblick. Im Traum ist ein Moment nicht verschieden von einer Epoche.<br />

Für Brahmā ist die Lebensspanne eines Manu wie anderthalb Stunden, und<br />

Brahmā's Lebensspanne ist ein Tag für Vi«ïu. Vi«ïu's Lebensspanne wiederum<br />

ist ein Tag für Śiva. Aber für den Weisen, dessen Bewusstsein die Begrenzungen<br />

überwunden hat, gibt es weder Tag noch Nacht.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Der Yogi weiß, dass es das eigene Denken ist, welches Süßes in Bitteres und<br />

Bitteres in Süßes, Freunde in Feinde und Feinde in Freunde verwandelt. Auf<br />

dieselbe Weise kann man durch den Wandel des Gesichtspunkts und durch<br />

beharrliche Praxis Geschmack am Studium der Schriften, an Japa usw. entwickeln,<br />

auch wenn man zuvor keinerlei Interesse dafür gezeigt hat. Denn alle<br />

diese Qualitäten befinden sich nicht in den Objekten, sondern allein im eigenen<br />

Denken. Für den seekranken Mann dreht sich die Welt. Und so ähnlich<br />

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