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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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III:61<br />

denkt der Unwissende, dass sich diese Qualitäten in den Objekten befinden.<br />

Der Betrunkene sieht an einer freien Stelle eine Mauer, und ein nichtexistenter<br />

Kobold tötet die verblendete Person.<br />

Diese Welt ist nichts als die Vibration von Bewusstsein im unendlichen<br />

Raum. Sie existiert so, wie auch der Kobold in den Augen des Unwissenden zu<br />

existieren scheint. Alles dies ist nichts als Māyā – denn es gibt keinerlei Widerspruch<br />

zwischen dem unendlichen Bewusstsein und der scheinbaren<br />

Existenz des Universums. Es ist wie der wunderbare Traum einer wachenden<br />

Person.<br />

Oh Rāma, im Herbst werfen die Bäume ihre Blätter ab; im Frühling lässt<br />

derselbe Baum neue Blätter sprießen, die gewiss schon zuvor im Baum vorhanden<br />

waren. Auf dieselbe Weise existiert diese Schöpfung die ganze Zeit<br />

über im absoluten Bewusstsein. Sie wird nicht als solche gesehen, wie auch<br />

die Flüssigkeit, welche im Gold existiert, nicht immer offensichtlich ist. Wenn<br />

der Schöpfer einer Epoche die Befreiung erlangt und der Schöpfer der nächsten<br />

Epoche das neue Universum aus seiner Erinnerung heraus projiziert,<br />

dann ist auch diese Erinnerung nichts anderes als unendliches Bewusstsein.<br />

RùMA fragte:<br />

Hoher Herr, wie kommt es, dass der König und auch die Untertanen dieselben<br />

objektiven Tatsachen erfuhren?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Es liegt daran, dass die Intelligenz all dieser jīvas stets auf dem einen, unendlichen<br />

Bewusstsein gründet, oh Rāma. Auch die Untertanen dachten, dass<br />

dieser ihr König sei. Die Gedankenwellen im unendlichen Bewusstsein sind<br />

diesem natürlich und innewohnend – sie wurden durch nichts Bestimmtes<br />

hervorgerufen. So wie ein Diamant auf natürliche Weise funkelt, so denkt die<br />

Intelligenz des Königs „Ich bin König VidÆratha“. Ebenso ist es mit allen Wesen<br />

im Universum. Sobald jemandes Intelligenz in der Wahrheit über das<br />

unendliche Bewusstsein verankert ist, erreicht er den höchsten Zustand der<br />

Befreiung. Abhängig ist dies von der Stärke der Eigenbemühung. Der Mensch<br />

wird in zwei verschiedene Richtungen gezogen – hin zur Verwirklichung von<br />

Brahman dem Absoluten, und hin zum falschen Glauben an die Wirklichkeit<br />

der Welt. Wofür einer mit all seinen Kräften kämpft – das erreicht er! Sobald<br />

einer die Unwissenheit überwunden hat, verschwindet die irreführende<br />

Sichtweise des Unwirklichen für immer.<br />

RùMA fragte:<br />

Heiliger Herr, bitte kläre mich in Kürze ein weiteres Mal auf: Wie entstand<br />

ganz am Anfang, ohne jede Ursache, die täuschende Wahrnehmung von „Ich“<br />

und „die Welt“?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

So wie allen Dingen gleichermaßen die Intelligenz innewohnt, so existiert<br />

alle Zeit hindurch überall nur das Ungeschaffene, das Selbst von allem. Zwar<br />

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