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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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Das Gemüt vermag nur aufgrund der Lebenskraft zu denken und besitzt in<br />

sich selbst keinerlei eigene Substanz. Was ist es dann in sich selbst?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Obwohl der Körper als real erfahren wird, existiert er in Wahrheit nicht.<br />

Das Gemüt ist so real wie der im Traum erblickte Berg. Da in Abwesenheit<br />

jedweder Ursache kein „Objekt“ jemals erschaffen wurde, existiert das Gemüt<br />

(citta) überhaupt nicht. All dies ist Brahman und da Brahman alles ist, existiert<br />

die Welt so, wie sie ist. Sogar Körper und Gemüt usw. sind nichts als<br />

Brahman, aber so wie die Wissenden dies sehen, können und sollen wir es<br />

nicht beschreiben.<br />

Das eine unteilbare Bewusstsein nimmt sich selbst als sein eigenes Objekt<br />

wahr, was man dann als das Gemüt bezeichnet. Sobald darin die Idee von<br />

Bewegung auftaucht, manifestiert sich diese Idee als prāïa oder Lebenskraft.<br />

Prāïa lässt die Erfahrungen der Sinne entstehen, woraufhin die Welt erscheint.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Das Gemüt (citta) ist der Schöpfer der Welten mitsamt allem, was darin real,<br />

irreal oder eine Mischung davon ist. Prāïa (Lebenskraft) wurde vom Gemüt<br />

mit Hilfe der Idee: „Das prāïa ist meine Bewegung; ich sollte nicht ohne<br />

prāïa oder Lebenskraft sein. Daher soll es mein Ziel sein. Auch wenn ich eine<br />

Zeitlang ohne prāïa sein sollte, soll ich gleich wieder mit prāïa sein“. Im<br />

Moment, in dem dieses prāïa sich mit dem Gemüt vereinigt, erblickt es die<br />

illusorische Welt. Aufgrund der festen Idee: „Ich soll niemals wieder ohne die<br />

Lebenskraft und den Körper sein“, erlangt es sodann seine wahre Natur als<br />

reines Bewusstsein nicht mehr.<br />

Es erfährt Leid, weil es aufgrund von Zweifel von einer Seite zur anderen<br />

schwingt. Dies hört erst durch Selbsterkenntnis auf. Nichts anderes als die<br />

Selbsterkenntnis vermag die falsche Idee „Ich bin dies“ zu beseitigen. Selbsterkenntnis<br />

taucht außerdem durch nichts anderes als durch Ergründung der<br />

Mittel zur Befreiung auf. Ergründe daher mit all deinen Kräften die Mittel der<br />

Befreiung.<br />

Das Gemüt hegt beständig die Idee, dass „die Lebenskraft mein eigenes Leben<br />

ist“. Deshalb ruht das Gemüt im prāïa. Wenn der Körper in einem Zustand<br />

des Wohlbefindens ist, funktioniert das Gemüt recht gut; wenn aber<br />

kein Wohlbefinden da ist, dann sieht das Gemüt nichts anderes als die physische<br />

Störung. Wenn das prāïa (Lebenskraft) stark mit seiner eigenen kraftvollen<br />

Bewegung beschäftigt ist, ist es in seine eigene Bewegung absorbiert<br />

und unfähig, sich um Selbsterkenntnis zu bemühen.<br />

Die Beziehung zwischen dem Gemüt und dem prāïa ist daher wie diejenige<br />

von Fahrer und Fahrzeug. Dies war von Anfang an die vom unendlichen Bewusstsein<br />

gehegte Vorstellung, und diese Beziehung hat sich bis heute erhalten.<br />

Wer nicht erleuchtet ist, vermag dies nicht zu transzendieren. Die unwis-<br />

VI.2:139<br />

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