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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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VI.2:176<br />

So wie es in den Träumen keinerlei logische Abfolge oder Ordnung oder eine<br />

kausale Beziehung gibt, so gibt es in dieser Welterscheinung keinerlei<br />

definitive kausale Verknüpfung oder Abfolge, obgleich genau dieser Eindruck<br />

entsteht. Im Traum gibt es keine Getrenntheit und es gibt auch keine solche in<br />

den Objekten der Wahrnehmung. Ein und dasselbe Brahman oder unendliche<br />

Bewusstsein erscheint vor deinen Augen als dieses Universum als die Schöpfung.<br />

Im Traum findet weder ein Wiedererkennen der im Traum gesehenen<br />

Objekte statt, noch gibt es da saæskāra (mentale Eindrücke), noch überhaupt<br />

Erinnerung, da der Träumer nicht „ich habe dies früher schon gesehen“<br />

denkt. Ähnlich gibt es auch im Wachzustand, wenn diese drei Faktoren weggelassen<br />

werden, nur das unendliche Bewusstsein, welches der unwissende<br />

Mensch als Erinnerung identifiziert.<br />

Im Höchsten Sein scheinen Bejahung und Verneinung, Gebote und Verbote<br />

zu existieren, obwohl sie in Wahrheit darin nicht existieren. Ein schwindeliger<br />

Mann glaubt, dass sich die Welt um ihn herum dreht, während der<br />

Schwindel in ihm selbst stattfindet. Auch wenn jemand weiß und erkannt hat,<br />

dass das objektive Universum Täuschung oder Illusion ist, verschwindet<br />

dieses nicht, außer durch nachdrückliche und lange Praxis. Diese Illusion hört<br />

daher nur durch das hingebungsvolle Studium dieser Schrift auf – einen anderen<br />

Weg gibt es nicht. Durch Selbsterkenntnis oder Erleuchtung geschieht<br />

es, dass diese drei (Gemüt, die Objekte der Wahrnehmung und der Körper)<br />

einen befriedeten Zustand der Ausgeglichenheit erlangen – aber nicht sonst;<br />

denn diese drei entstehen aus der Unwissenheit. Diese Unwissenheit wird<br />

durch bloßes Studium dieser Schrift zerstreut. Man sollte jeden Tag wenigstens<br />

einen kleinen Teil dieser Schrift studieren. Ihre Schönheit liegt auch<br />

darin, dass der Leser niemals mit seiner Ratlosigkeit alleingelassen wird –<br />

falls etwas nicht sofort klar sein sollte, so macht das weitere Studium das<br />

Verständnis fester. Diese Schrift zerstreut die Täuschung und versetzt dich in<br />

die Lage zu realisieren, dass das alltägliche Leben selbst der höchste Zustand<br />

ist.<br />

Daher sollte man täglich wenigstens einen kleinen Teil dieser Schrift studieren.<br />

Falls aber jemand meint, dass diese Schrift nicht autoritativ und menschlichen<br />

Ursprungs ist, dann kann er immer noch seine Zuflucht zu einer anderen<br />

Schrift nehmen, die sich mit der Selbsterkenntnis und der endgültigen<br />

Befreiung befasst. Aber man sollte seine Lebenszeit nicht unnütz verschwenden.<br />

RĀMA fragte:<br />

Weshalb unterrichtest du mich in der Natur des Universums, wenn doch<br />

alle diese zahllosen Universen unablässig im unendlichen Bewusstsein auftauchen<br />

und sich darin wieder auflösen?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Auf diese Weise hast du das Verständnis erlangt, dass die Welt ein langer<br />

Traum ist. Du hast das Verständnis der Beziehung zwischen einem Wort und<br />

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