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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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auch die Unterscheidung zwischen der angemessenen und unangemessenen<br />

Handlung gültig. Es ist nicht angemessen, dass wir uns von deiner natürlichen<br />

Funktion erregen lassen, welche die Ursache des scheinbaren Todes der<br />

Wesen ist.<br />

Durch deine Gnade habe ich meinen Sohn wiedergesehen, und ich habe erkannt,<br />

dass der Körper nichts anderes als das Gemüt ist. Und es ist dieses<br />

Gemüt, welches diese Welterscheinung heraufbeschwört.<br />

Die ZEIT sagte:<br />

Gut gesprochen, oh Weiser! Wahr ist es, dass der Körper nur dieses Gemüt<br />

ist. Es ist das Gemüt, welches durch reine Gedankentätigkeit den Körper<br />

„erschafft“ – so wie der Töpfer einen Topf herstellt. Es erzeugt neue Körper<br />

und bewirkt die Zerstörung dessen, was existiert, und all dies durch bloßen<br />

Gedankenwunsch. Es ist ganz offensichtlich, dass im Gemüt die Fähigkeiten<br />

der Täuschung oder Halluzination, des Träumens und des irrationalen Denkens<br />

existieren, die all die schönen Luftschlösser erzeugen. Auf dieselbe Weise<br />

erzeugt es in sich selbst die Erscheinung des Körpers. Der unwissende<br />

Mensch mit einer groben physischen Sichtweise jedoch betrachtet den physischen<br />

Körper als getrennt und unabhängig vom Gemüt.<br />

Die drei Welten (von Wachen, Träumen und Schlafen) sind nichts als der<br />

Ausdruck der Fähigkeiten des Gemüts, und dieser Ausdruck kann weder als<br />

real noch irreal erachtet werden. Wenn das Gemüt, durch die Wahrnehmung<br />

von Vielfalt konditioniert, zu „sehen“ beginnt, dann sieht es die Vielfalt.<br />

Die ZEIT fuhr fort:<br />

Das Gemüt verwickelt sich selbst in diese Welterscheinung, indem es zahllose<br />

Vorstellungen (wie etwa „ich bin schwach, unglücklich, töricht “ usw.)<br />

unterhält. Wenn dann das Verstehen auftaucht, dass all dies nur falsche Vorstellungen<br />

des Gemüts sind – ‚Ich bin, was ich bin‘ – dann taucht der Friede<br />

des Höchsten im Bewusstsein des Menschen auf.<br />

Das Gemüt ist wie ein ungeheurer Ozean mit einer unendlichen Vielfalt von<br />

Wesen darin. Auf seiner sich stets kräuselnden Oberfläche steigen und fallen<br />

große und kleine Wellen unablässig auf und ab. Die kleine Welle denkt, dass<br />

sie klein ist, und die große denkt, dass sie groß ist. Diejenige, die vom Wind<br />

gebrochen wird, denkt, dass sie zerstört ist. Eine andere glaubt, dass es kalt<br />

und wieder eine andere, dass es warm ist. Alle Wellen sind jedoch nichts als<br />

das Wasser des Ozeans. Es ist in der Tat wahr, dass es keinerlei Wellen im<br />

Ozean gibt, sondern dass der Ozean allein existiert. Und doch ist ebenso wahr,<br />

dass es die Wellen gibt!<br />

Auf dieselbe Weise existiert auch das absolute Brahman. Da es allmächtig<br />

ist, erscheint der natürliche Ausdruck seiner unendlichen Möglichkeiten als<br />

die unendliche Vielfalt in diesem Universum. Die Vielfalt hat keinerlei reale<br />

Existenz außer in der eigenen Einbildungskraft. „All dies ist wahrhaftig das<br />

absolute Brahman“ — bleibe stets in dieser Wahrheit verwurzelt. Gib alle<br />

anderen Vorstellungen auf. So wie die Wellen nicht verschieden vom Ozean<br />

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