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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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die Wurzel, die bei beständiger Fürsorge, die guten Früchte der Selbsterkenntnis<br />

gedeihen lässt.<br />

All die Kraft und Energie, die die Menschen auf die weltlichen Aktivitäten<br />

lenken, sollten zuallererst in die Erlangung dieser Weisheit gelenkt werden.<br />

Man sollte zuerst die Trägheit des Geistes überwinden, die die Quelle aller<br />

Sorgen und Schwierigkeiten und der Keim für den ungeheuren Baum der<br />

Welterscheinung ist. Und außerdem: Was auch immer im Himmel oder in der<br />

Unterwelt oder in Kaiserreichen erlangt werden kann, dies wird hier und<br />

jetzt durch Weisheit erlangt. Mit Weisheit wird dieser Ozean der Welterscheinung<br />

überquert – nicht aber durch Wohltätigkeit und Pilgerfahrten oder<br />

Askesepraktiken. Die Menschen, die hier mit all den göttlichen Tugenden<br />

gesegnet sind, haben sie durch die Weisheit erlangt. Sogar die Könige haben<br />

ihren Thron durch Weisheit erlangt. So ist es wahrhaftig die Weisheit, die den<br />

sicheren Pfad in den Himmel wie auch zum höchsten Guten und zur Befreiung<br />

weist.<br />

Nur durch Weisheit gewinnt ein demütiger Gelehrter den Wettstreit gegen<br />

einen mächtigen Gegner. Die Weisheit oder das innere Licht ist der legendäre<br />

Edelstein, oh Rāma, der seinem Besitzer verschafft, was immer dieser begehrt.<br />

Wer diese Weisheit besitzt, erreicht mit Leichtigkeit das andere Ufer<br />

der Weltillusion; wer sie dagegen nicht besitzt, ertrinkt darin. Sobald die<br />

eigene Intelligenz und das eigene Verstehen durch dieses innere Licht richtig<br />

geleitet werden, erreicht man das andere Ufer; andernfalls wird man von<br />

Hindernissen zu Fall gebracht.<br />

Gebrechen, Begierden und Verderbtheit können den weisen Menschen, dessen<br />

Gemüt ungetäuscht ist, nicht erreichen. Durch das Auge der Weisheit (im<br />

inneren Licht) wird die gesamte Welt so gesehen, wie sie in Wahrheit ist.<br />

Weder Glück noch Missgeschick können denjenigen berühren, der über diese<br />

klare Sichtweise verfügt. So wie die dichte schwarze Wolke, die die Sonne<br />

verdunkelt, vom Wind zerstreut wird, so wird die Finsternis des Ich-Sinnes,<br />

die das Selbst verdunkelt, von der Weisheit (dem inneren Licht) zerstreut.<br />

Wer im höchsten Zustand des Bewusstseins verankert sein möchte, sollte als<br />

erstes durch Kultivierung der Weisheit oder durch Entzünden des inneren<br />

Lichtes sein Gemüt reinigen, so wie man ein Feld bestellt, auf dem man Getreide<br />

anpflanzen möchte.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Oh Rāma, erforsche auf diese Weise die Natur des Selbst, wie es Janaka getan<br />

hat. Schon bald wirst du dann ohne Hindernisse das Reich derer betreten,<br />

die wissen, was man wissen muss. Wieder und wieder sollte man die feindlichen<br />

Sinne überwinden – danach erlangt das Selbst durch seine eigene Bemühung<br />

die Selbst-Befriedigtheit. Sobald das unendliche Selbst realisiert<br />

wird, gelangt aller Kummer an sein Ende. Sogar die Samen der Verblendung<br />

werden zerstört, das Unheil hört auf und die Wahrnehmung des Üblen verschwindet.<br />

Oh Rāma, sei wie König Janaka – und erkenne mit Hilfe des inneren<br />

Lichtes das Selbst. Sei ein vortrefflicher Mensch. Wer konstante Selbster-<br />

V:13<br />

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