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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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Der König verbeugte sich vor Sarasvatī und empfahl sich: „Ich werde nun<br />

selbst an die Front gehen, oh Göttin, um den Feind zu schlagen. Meine Frau<br />

wird dir hier in der Zwischenzeit aufwarten.“<br />

Die nun erleuchtete Līlā war überrascht zu sehen, dass die Königin ein vollkommenes<br />

Ebenbild von ihr selbst war. Līlā fragte Sarasvatī: „Oh Gottheit, wie<br />

kann es sein, dass sie genau wie ich ist? Was ich in meiner eigenen Jugend<br />

war, das ist sie jetzt. Worin besteht das Geheimnis dessen? Außerdem sind<br />

auch alle diese Minister usw., die sich hier aufhalten, dieselben wie schon<br />

früher in unserem Palast. Sind sie denn fühlend und ebenfalls erfüllt von<br />

Bewusstsein, obwohl sie doch nur die Reflektion oder die Objekte unserer<br />

Einbildungskraft sind?“<br />

SARASVATĪ erwiderte:<br />

Oh Līlā, wenn eine Vision im Innern auftaucht, so wird diese unverzüglich<br />

erfahren. Bewusstsein (als Subjekt) wird sozusagen zum Objekt des Wissens.<br />

Sobald im Bewusstsein das Bild der Welt auftaucht, so wird es in eben diesem<br />

Moment zur Welt. Zeit, Raum, Dauer und Objektivität entstehen nicht aus der<br />

Materie, denn dann wären sie materiell. Was im eigenen Bewusstsein reflektiert<br />

wird, erstrahlt auch außerhalb.<br />

Was man als die reale, objektive Welt betrachtet, die im Wachzustand erfahren<br />

wird, ist nicht wirklicher als diejenige, die im Traum erfahren wird. Im<br />

Schlaf existiert die Welt nicht, und im Wachzustand existiert der Traum nicht!<br />

Ebenso widerspricht der Tod dem Leben: Im Leben ist der Tod nicht existent,<br />

und im Tod ist das Leben nicht existent. Das, was die jeweilige Erfahrung<br />

zusammenhält, ist im anderen Zustand abwesend.<br />

Man kann nicht sagen, dass eines von beiden wirklich oder unwirklich sei,<br />

sondern man kann lediglich feststellen, dass allein ihr Substrat wirklich ist.<br />

Das Universum existiert in Brahman nur als ein Wort, eine Idee. Es ist weder<br />

wirklich noch unwirklich – wie eine Schlange, die in einem Seil gesehen wird,<br />

weder wirklich noch unwirklich ist. Mit der Existenz des jīva ist es ebenso.<br />

Dieser jīva erfährt nur seine eigenen Wünsche. Er bildet sich ein, dass er<br />

erfährt, was er zuvor erfahren hat, und dass andere Erfahrungen wiederum<br />

neu seien. Manchmal sind diese ähnlich und dann wieder unähnlich. Alle<br />

diese Erfahrungen, obgleich essenziell unwirklich, erscheinen als wirklich.<br />

Ebenso steht es mit der Natur dieser Minister und der anderen. Auf dieselbe<br />

Weise existiert diese Līlā hier als das Produkt der Reflektion im Bewusstsein.<br />

Ebenso ist es mit dir, mir und allen anderen. Verstehe dies und bleibe so im<br />

Frieden.<br />

DIE ZWEITE LĪLù sagte zu Sarasvatī:<br />

Oh Gottheit, ich habe Sarasvatī stets verehrt, und sie erschien mir häufig in<br />

meinen Träumen. Du siehst genau wie sie aus, daher gehe ich davon aus, dass<br />

du Sarasvatī bist. Ich bitte dich demütig um eine Gunst: Wenn mein Gemahl<br />

auf dem Schlachtfeld stirbt, dann möge ich ihn begleiten, in welches Reich<br />

auch immer er sich begeben mag; in diesem meinem eigenen Körper.<br />

III:45, 46<br />

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