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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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alles. Bitte teile mir mit, wie man sich aus diesem Käfig genannt samsara<br />

befreien kann.“<br />

BãHASPATI sprach:<br />

Mein Sohn, die Befreiung aus diesem als saæsāra bezeichneten Gefängnis<br />

kann einzig und allein durch Entsagung geschehen!<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Nachdem er dies vernommen hatte, wandte sich Kaca in Richtung des Waldes,<br />

nachdem er allem entsagt hatte. B­haspati ließ dieses Ereignis ungerührt.<br />

Die Weisen werden durch Vereinigungen oder Trennungen nichtbewegt.<br />

Nach acht Jahren der Abgeschiedenheit und Askese traf Kaca seinen<br />

Vater wieder und fragte ihn: „Vater, ich habe acht Jahre lang Askese geübt,<br />

nachdem ich allem entsagt habe. Weshalb habe ich noch nicht den Zustand<br />

des höchsten Friedens erlangen können?“<br />

B­haspati wiederholte daraufhin lediglich seine erste Aufforderung: „Entsage<br />

allem“, und ging fort. Dies wörtlich nehmend, warf Kaca sogar noch die<br />

Baumrinde ab, mit der er seinen Körper bedeckt hatte. Dann setzte er die<br />

Askesepraktiken drei weitere Jahre lang fort. Erneut ging er zu seinem Vater<br />

und fragte ihn, nachdem er ihnverehrt hatte: „Vater, ich habe sogar noch dem<br />

Stab und der Kleidung usw. entsagt. Aber Selbsterkenntnis habe ich immer<br />

noch nicht erlangt!“<br />

B­haspati erwiderte daraufhin: „Mit „totaler Entsagung“ ist nur das Gemüt<br />

gemeint, denn das Gemüt ist alles, was es gibt. Die totale Entsagung besteht<br />

daher in der Entsagung des Gemüts.“ Nachdem er so gesprochen hatte, verschwand<br />

B­haspati außer Sichtweite. Kaca begann auf der Suche nach dem<br />

Gemüt, dem zu entsagen wäre, in sich selbst hineinzuschauen. Jedoch so viel<br />

er auch suchte, er vermochte das, was man „Gemüt“ nennt, einfach nicht zu<br />

finden! Da er das Gemüt nicht zu finden vermochte, dachte er bei sich folgendermaßen<br />

nach: „Die physischen Stoffe wie der Körper können nicht das sein,<br />

was man als Gemüt betrachtet. Weshalb strafe ich also überflüssigerweise<br />

den unschuldigen Körper? Ich sollte zu meinem Vater zurückkehren und das<br />

Wo und Wie dieses furchterregenden Feindes namens Gemüt ergründen.<br />

Sobald ich es erkannt habe, werde ich ihm entsagen.“<br />

Nachdem er zu diesem Entschluss gelangt war, suchte Kaca erneut seinen<br />

Vater auf und bat: „Bitte teile mir mit, was das Gemüt ist, damit ich ihm entsagen<br />

kann.“ B­haspati erwiderte: „Diejenigen, die das um Gemüt wissen,<br />

erklären, dass das Gemüt das 'Ich' sei. Der Ich-Sinn, der in dir erscheint, ist<br />

das Gemüt.“ Kaca antwortete: „Dies ist jedoch sehr schwierig, wenn nicht gar<br />

unmöglich!“ B­haspati sagte: „Es ist sogar einfacher, als eine Blume in der<br />

Hand zu zerdrücken; einfacher, als deine Augen zu schließen! Denn was aufgrund<br />

von Unwissenheit real zu sein scheint, verschwindet beim Dämmern<br />

der Erkenntnis. In Wahrheit gibt es keinen Ich-Sinn. Er scheint nur zu existieren,<br />

und zwar aufgrund von Unwissenheit und Täuschung. Wo sollte dieser<br />

Ich-Sinn denn sein, wie konnte er entstehen, was genau ist er? In allen Wesen<br />

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