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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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V:43<br />

über diese vielsagende Geschichte meditiert, wird schon bald einen höheren<br />

Bewusstseinszustand erlangen – auch wenn er zuvor böse und sündhaft<br />

gewesen ist. Sogar eine einfache Erforschung dieser bedeutenden Geschichte<br />

zerstört alle Sünden – wird die Erforschung dagegen mit yogischen Mitteln<br />

vorgenommen, dann führt sie gewiss zur höchsten Verwirklichung. Sünde ist<br />

nichts als Unwissenheit, die durch Erforschung beseitigt werden kann – daher<br />

sollte man die Erforschung niemals aufgeben.<br />

RùMA fragte:<br />

Wie konnte es geschehen, oh Höchster Herr, dass Prahlāda, der sich im<br />

höchsten Zustande des nondualen Bewustseins befand, durch den Klang des<br />

Muschelhorns aufgeweckt wurde?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Oh Rāma, Befreiung geschieht auf zweierlei Arten – „mit Körper“ und „ohne<br />

Körper“. Der Zustand der Befreiung, in dem das Gemüt vollkommen unangehaftet<br />

ist (weder an Handlungen, die Erwerb beinhalten, noch an Entsagung)<br />

und in dem überhaupt kein Verlangen mehr ist, wird als „Befreiung mit Körper“<br />

genannt. Dasselbe nennt man „Befreiung ohne Körper“, wenn der Körper<br />

gefallen ist.<br />

Im Falle der „Befreiung mit Körper“ sind alle Neigungen und mentalen Konditionierungen<br />

wie geröstete Keimlinge, aus denen keine künftigen Verkörperungen<br />

mehr entstehen können. Es verbleiben aber noch die Konditionierungen,<br />

in der Art von Reinheit, Ausdehnungsfähigkeit und Selbsterkenntnis,<br />

obwohl sogar diese Konditionierung nicht-willentlich und völlig absichtslos<br />

ist (wie bei einer schlafenden Person). Solange diese Spuren noch vorhanden<br />

sind, kann der Weise, der „befreit mit Körper“ ist, auch nach hundert Jahren<br />

innerer Kontemplation noch zum Weltbewusstsein erweckt werden. In eben<br />

diesem Zustand befand sich Prahlāda, und daher konnte er durch den Klang<br />

des Muschelhorns erweckt werden.<br />

Außerdem ist Lord Vi«ïu das Selbst von allen – welcher Gedanke auch immer<br />

in ihm entsteht, der materialisiert sich unverzüglich. Seine Manifestation<br />

ist unverursacht und hat selbst nur den Zweck, dieses Universum mit seinen<br />

zahllosen Lebewesen zu erschaffen. Durch das Erlangen der Selbsterkenntnis<br />

wird Lord Vi«ïu erkannt – und durch die Verehrung von Lord Vi«ïu wird die<br />

Selbstverwirklichung erlangt.<br />

Oh Rāma, erlange die Vision, die Prahlāda hatte, und befasse dich mit unaufhörlicher<br />

Erforschung – so wirst du den höchsten Zustand erreichen.<br />

Diese Welt täuscht einen nur so lange, als die Sonne der Selbst-Erforschung<br />

noch nicht im eigenen Herzen aufgegangen ist. Wer einmal die Gnade des<br />

Selbst und von Lord Vi«ïu erlangt hat, der wird nicht mehr vom Gespenst<br />

dieser illusorischen Welterscheinung getäuscht.<br />

RùMA fragte:<br />

Heiliger Herr, du sagtest, dass Prahlāda die Erleuchtung durch die Gnade<br />

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