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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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eichte das Bewusstsein des Tiefschlafs. Er ging auch über dieses hinaus und<br />

erreichte schließlich das transzendentale oder das „turīya“ genannte Bewusstsein.<br />

Es ist dies ein Zustand der Seligkeit, der jenseits aller Beschreibungen<br />

ist; welcher gleichzeitig das „ist“ und das „ist nicht“ ist, gleichzeitig<br />

etwas und nichts, Licht und Dunkelheit. Dieser Zustand ist angefüllt mit<br />

Nicht-Bewusstsein und (objektlosem) Bewusstsein. Beschrieben werden<br />

kann er nur durch Verneinung (nicht dies, nicht dies). Der Weise wurde zu<br />

dem, was jenseits aller Beschreibung ist.<br />

Dieser Zustand wird von den Mystikern unterschiedlich beschrieben als<br />

Leere, Brahman, Bewusstsein, der Purusa der SāÇkhya, Īśvara des Yogi, Śiva,<br />

ùtman oder das Selbst, Nicht-Selbst, die Mitte usw. Es ist der Zustand, der<br />

von den verschiedenen Gesichtspunkten der Schriften her als Wahrheit bezeichnet<br />

wird, der Alles ist - und in dem blieb der Weise fest verankert.<br />

Als der Weise mit dem unendlichen Bewusstsein eins geworden war, zerfiel<br />

der Körper und die Elemente kehrten jedes zu seiner Quelle zurück.<br />

So habe ich dir also, oh Rāma, die segenbringende Geschichte des Weisen<br />

Vītahavya erzählt. Denke eingehend über sie nach. Was immer ich dir gesagt<br />

habe und was immer ich dir nun sagen werde, stammt aus direkter Wahrnehmung,<br />

direkter Erfahrung und tiefer Kontemplation.<br />

Meditiere darüber, oh Rāma, und erlange die Weisheit. Befreiung wird nur<br />

durch Weisheit oder Selbsterkenntnis erlangt. Nur durch diese Weisheit<br />

geschieht es, dass einer über das Leid hinausgeht, die Unwissenheit zerstört<br />

und die Vollkommenheit erreicht.<br />

Was als „Vītahavya“ beschrieben wurde, ist nur eine Vorstellung in unserem<br />

Gemüt, die Vorstellung von „so bin ich“ und „so bist du“. All die Sinne und<br />

diese ganze Welt sind nichts als das Gemüt. Was anderes könnte die Welt<br />

denn wohl sein, oh Rāma?<br />

RùMA fragte: Hoher Herr, weshalb können wir nicht alle diese befreiten<br />

Weisen hier den Himmel durchqueren sehen?<br />

VASIåèHA erwiderte: Fliegen im Himmel und andere Kräfte dieser Art gehören<br />

zur Natur mancher Wesen, oh Rāma. Außergewöhnliche Fähigkeiten<br />

und Kräfte, die in dieser Welt beobachtet werden, sind natürlich für diese,<br />

aber nicht für die Weisen der Selbsterkenntnis. Übernatürliche Kräfte (wie<br />

Fliegen in der Luft) werden nur von denjenigen entwickelt, die ohne Selbsterkenntnis<br />

oder Befreiung sind, indem sie dazu gewisse Substanzen oder<br />

Praktiken brauchen. All dies interessiert den Menschen der Selbsterkenntnis<br />

nicht, der gänzlich zufrieden in sich selbst ist. Diejenigen, die auf der Jagd<br />

nach Vergnügen solche von Unwissenheit befleckte Kräfte erwerben, sind<br />

gewiss voller Unwissenheit. Die Weisen der Selbsterkenntnis begeben sich<br />

niemals auf solche Pfade.<br />

Ob man nun ein Kenner der Wahrheit oder ein Unwissender ist – Kräfte wie<br />

Fliegen in der Luft kommen zu demjenigen, der sich mit solchen Praktiken<br />

befasst. Der Weise der Selbsterkenntnis jedoch hat keinerlei Verlangen, sol-<br />

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