19.03.2014 Aufrufe

Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Sonne und Mond, Tag und Nacht wurden sozusagen im Tanz von ihren Fingernägeln<br />

reflektiert. Die riesigen Berge wie die Himālayas, der Berg Meru<br />

usw. tanzten ebenfalls voller Entzücken. Es schien, als würde eine weitere<br />

kosmische Auflösung stattfinden.<br />

Die Göttin trug die heilige, aus drei Strängen gedrehte Schnur, die alle Arten<br />

von Wohlstand, von vollkommener Erkenntnis und von Opfer darstellte.<br />

Obgleich es schien, dass alles sich um sich selbst drehte, geschah in Wirklichkeit<br />

überhaupt nichts. Die Luft, die durch ihre Nüstern ein- und ausströmte,<br />

ertönte laut wie „ghum ghum“. Durch die Bewegung der zahllosen Arme<br />

der Göttin wurde die Luft des Raumes aufgewirbelt. Vom bloßen Beobachten<br />

all dieser Vorgänge ermüdeten meine Augen (und auch mein Gemüt) und<br />

wurden verwirrt. Sobald die Spiegelbilder auf ihrem Körper durch ihr Tanzen<br />

in Bewegung gerieten, begannen die Berge einzustürzen, die Götter und<br />

Himmelsbewohner zu fallen und ihre Paläste einzubrechen.<br />

Sämtliche unbeweglichen Objekte wurden in ihrem Körper zu beweglichen<br />

Objekten. Noch erstaunlicher war, dass die Ozeane auf den Berggipfeln und<br />

die Berge im leeren Raum tanzten. Der Raum tanzte unterhalb der Erdregion,<br />

während die Kontinente mit blühenden Gärten und Städten in der Umlaufbahn<br />

der Sonne tanzten. All dies zusammen trieb sozusagen wie Stroh im<br />

Spiegel der Göttin hin und her. Fische schwammen in der Luftspiegelung, und<br />

Städte tauchten im Raum auf, der auch alle Berge zu enthalten schien. Der<br />

Himmel und die Wolken der kosmischen Auflösung ruhten auf den Bergen,<br />

die heruntergefallen waren.<br />

Im Körper Kālarātris fanden sich Tag und Nacht, Schöpfung und Auflösung,<br />

Reinheit und Unreinheit. Obwohl sämtliche Götter usw. durch ihren Tanz<br />

umher taumelten, waren sie scheinbar ruhig aufgrund der Ruhe des unendlichen<br />

Bewusstseins. In ihrem (der Göttin) Bewusstsein befand sich natürliche<br />

Erkenntnis. Durch ihren Tanz erschuf und zerstörte sie in jedem Moment die<br />

Universen – so wie ein kleiner Junge seine Aufmerksamkeit von Moment zu<br />

Moment anderen Dingen zuwendet. Jetzt ist sie nahe, im nächsten Moment<br />

fern, jetzt ist sie unendlich klein und im nächsten Moment kosmisch groß.<br />

Eben darin besteht die Manifestation ihrer kosmischen, schöpferischen Kraft.<br />

Sie tanzt und hält dabei die Hörner des Büffels, der das Reittier des Todesgottes<br />

ist, begleitet von Lärm wie „dimbam dimbam paca paca jhamya“. Sie trägt<br />

eine Girlande aus Schädeln und auf ihrem Kopf eine Pfauenfeder. Sie verneigt<br />

sich vor Rudra, dem Gott der Auflösung. Möge er dich beschützen.<br />

RĀMA fragte:<br />

Hoher Herr, wenn alles zerstört worden ist – wie konnte sie dann tanzen,<br />

und mit wem? Und wie konnte sie alle diese Girlanden und alles andere haben?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Oh Rāma, weder war dies weiblich noch männlich, noch tanzten sie überhaupt.<br />

Weder besaßen sie eine solche Natur noch eine solche Gestalt. Nur das<br />

VI.2:82<br />

603

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!