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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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königlichen Pflichten. Die Dienerin eurer Majestät erwartet eure Befehle und<br />

hat ein wohlriechendes Bad bereitet. Die heiligen Priester erwarten eure<br />

Ankunft im Badegemach, um die geeigneten Gesänge anzustimmen. Mein<br />

Herr, erhebt euch und erledigt, was zu erledigen ist, denn edle Männer sind<br />

niemals unzeitig oder nachlässig.“<br />

Aber der König hörte nicht auf die Worte seines Leibwächters und fuhr fort<br />

zu sinnen:<br />

Was soll ich mit diesem Hof und den königlichen Pflichten, wenn ich doch<br />

weiß, dass all dies vergänglich ist? Nutzlos sind sie für mich. Ich werde alle<br />

Aktivitäten und Pflichten aufgeben und in der Seligkeit des Selbst verbleiben.<br />

Oh Gemüt, gib dein Begehren nach Sinnesvergnügen auf, so dass das immer<br />

wiederkehrende Elend von Alter und Tod ein Ende nimmt. Was auch immer<br />

dich dazu bringt, nach dem Glück zu jagen – genau dies wird sich als die Quelle<br />

des Unglücks herausstellen. Genug dieses sündigen, konditionierten, vergnügungssüchtigen<br />

Lebens! Suche die Freude, die natürlich und eingeboren<br />

in dir selbst wohnt.<br />

Als der Leibwächter sah, dass der König stumm blieb, schwieg er auch.<br />

DER KÖNIG sagte wieder zu sich selbst:<br />

Was habe ich in diesem Universum zu gewinnen; welche ewig bestehende<br />

Wahrheit in diesem Universum gibt es, auf die ich meine Zuversicht gründen<br />

kann? Welchen Unterschied macht es, ob ich mit unaufhörlicher Tätigkeit<br />

befasst oder untätig bin? Nichts in dieser Welt kann als wahrhaft beständig<br />

bezeichnet werden. Ob tätig oder müßig – dieser Körper ist vergänglich und<br />

verändert sich ständig. Wenn die Vernunft im Gleichmut verwurzelt ist – was<br />

geht verloren und wie?<br />

Ich verlange nicht nach dem, was ich nicht habe, und wünsche nicht aufzugeben,<br />

was ungesucht zu mir gekommen ist. Ich bin fest im Selbst verwurzelt<br />

– und so soll mein sein, was mein ist! Es gibt nichts, wofür ich zu arbeiten<br />

hätte, und auch die Nicht-Tätigkeit hat keine Bedeutung. Was auch immer<br />

durch Tätigkeit und Untätigkeit erlangt wird, ist falsch. Sobald das Gemüt in<br />

der Wunschlosigkeit gefestigt ist und nicht nach Sinnesvergnügen verlangt<br />

und sobald der Körper und seine Organe ihre natürlichen Tätigkeiten verrichten<br />

– dann sind Tätigkeit und Untätigkeit gleichbedeutend und gleichwertig.<br />

Lass daher den Körper sich mit seinen natürlichen Aufgaben befassen, denn<br />

ohne diese wird er zerfallen. Wenn das Gemüt aufhört, in Bezug auf stattgefundene<br />

Handlungen Vorstellungen wie „Ich tat dies“ oder „Ich erfreute mich<br />

daran“ zu unterhalten, wird die Tätigkeit zur Nicht-Tätigkeit.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Indem er so nachdachte, erhob sich König Janaka von seinem Sitz, wie die<br />

Sonne, die am Horizont erscheint, und begann, sich seinen königlichen Pflichten<br />

zu widmen, ohne Anhaftung an sie zu entwickeln. Indem er sämtliche<br />

Konzepte des Wünschenswerten und Nicht-Wünschenswerten aufgegeben<br />

hatte und frei von aller psychologischen Konditionierung und Absicht war,<br />

V:11<br />

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