19.03.2014 Aufrufe

Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Öffnungen des Körpers stellen weitere Welten dar. Seine Lenden sind die<br />

Ozeane. Die nā¬is sind die Flüsse und der Kontinent genannt JambÆdvīpa ist<br />

sein Herz. Der leere Raum ist sein Magen. Die Berge sind seine Leber und<br />

seine Milz. Die Wolken sind sein Fleisch. Sonne und Mond sind seine Augen.<br />

Die Welt Brahmās ist sein Antlitz. Soma ist seine Energie. Die Schneeberge<br />

sind sein Schleim, das unterirdische Feuer ist seine Galle und die Winde sind<br />

sein prāïa und apāna. Sämtliche Bäume und auch die Schlangen sind seine<br />

Haare.<br />

Da er selbst das kosmische Gemüt ist, hat er kein Gemüt. Da das unendliche<br />

Selbst allein die Erfahrung zu sein scheint, die nichts als reines Bewusstsein<br />

ist, gibt es keinen von ihm getrennten Erfahrenden. Auf dieselbe Weise gibt es<br />

in ihm keine indriyas oder Sinne, da er der Erfahrende in allen Sinnen ist.<br />

Daher sind die Unterscheidungen zwischen den Sinnen nur Ideen. Das Konzept,<br />

dass die indriyas (Sinne) zum Gemüt dieselbe Beziehung haben wie die<br />

Glieder zum Körper, ist ein Irrtum; eine derartige Unterscheidung existiert<br />

nicht –Körper und Glieder sind eine Einheit.<br />

Von ihm geht jede Tätigkeit in dieser Welt aus. Aufgrund von ihm wird diese<br />

Welt als wirklich gesehen – hört er auf zu sein, dann hört auch diese Welt auf<br />

zu sein. Die Welt (Schöpfung), Brahmā der Schöpfer und virāÂ (die kosmische<br />

Person) sind nur Redeweisen – es sind nur Ideen, die im reinen, unendlichen<br />

Bewusstsein auftauchen.<br />

RĀMA fragte:<br />

Wie kann diese kosmische Person dann in diesem Körper existieren, wenn<br />

sie nur ideenhaft existiert?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Genau wie du in deinem Herzen existierst, wenn du meditierst. So wie der<br />

Jiva in allen Körpern existiert und die Reflektion im Spiegel, so existiert die<br />

kosmische Person in ihrem kosmischen Körper. Obschon sie scheinbar all<br />

diese Glieder hat, gibt es keine Teile in ihr, und sie existiert wie ein Felsen,<br />

vollkommen und ungeteilt, reines unendliches Bewusstsein.<br />

Als Brahmā der Schöpfer so meditierte, schaute ich umher. Ich sah eine<br />

Sonne, die in jeder Himmelsrichtung aufging. Während ich dieses außergewöhnliche<br />

Phänomen betrachtete, stieg unmittelbar aus dem Innern der<br />

Erde, wie ein unterirdisches Feuer, eine weitere Sonne auf. Insgesamt waren<br />

es elf und drei Satellitensonnen, wie die drei Augen von Lord Śiva, die zusammen<br />

eine zwölfte Sonne bildeten. Mit all diesen Sonnen wurde es sehr<br />

heiß. Daher verließ ich diesen Ort und ging an einen anderen, weit entfernt<br />

gelegenen. Das gesamte Firmament war vom Licht all dieser Sonnen entflammt.<br />

Überall hörte man Lärm wie „kat kat“ und „cat cat“.<br />

Überall wurden die Lebewesen von der Hitze verbrannt. Nicht einmal die<br />

Wasserlebewesen waren davon verschont. Die Zerstörung war kolossal und<br />

komplett. Berge fielen auf brennende Städte und pulverisierten sie. Die Leute<br />

klagten und heulten laut. Andere (Yogis), die ihre Lebenskraft durch die Kro-<br />

VI.2:75<br />

595

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!