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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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te angezogen fühlte. Aufgrund dessen wurde ich während eines bestimmten<br />

Schöpfungszyklus zum Bettelmönch, der in vollkommener Stillheit lebte. Er<br />

überwand sämtliche Zerstreutheiten und verblieb vertieft in die Praxis der<br />

Kontemplation.<br />

Jedoch ist jede nachfolgende Aktion mächtiger als die vorangegangene. Der<br />

Bettelmönch erachtete sich selbst als Jīvata und wurde dann zu diesem. Danach<br />

begann er sich für einen Brāhmanen zu halten. Ganz bestimmt überwältigt<br />

die mächtigere Gedankenform die schwächere. Im Verlaufe der Zeit und<br />

aufgrund beständiger Kontemplation wurde er dann zum König – so wie das<br />

von der Pflanze aufgenommene Wasser schließlich zu ihrer Frucht wird!<br />

Königliche Vergnügen gehen mit dem Lustspiel der Nymphen einher – indem<br />

der König diese kontemplierte, wurde er zur Nymphe. Einzig und allein aufgrund<br />

einer Betörung wurde diese Nymphe eines Tages ein Reh. Das Reh<br />

wurde zur Kletterpflanze, die von der Idee besessen war, sie würde durchstochen<br />

werden. Indem sie die Biene kontemplierte, wurde sie zu einer solchen,<br />

die dann ein Loch in die Kletterpflanze stach. Die Biene wurde sodann zum<br />

Elefanten.<br />

Ich bin Rudra, der während der letzten hundert Schöpfungszyklen immer<br />

Rudra gewesen ist. Ich durchwandere diese Welterscheinung, die nichts als<br />

eine psychologische Täuschung ist. In einem der Schöpfungszyklen war ich<br />

Jīvata, in einem anderen der Brāhmane, in einem weiteren der König und in<br />

wieder einem anderen der Schwan. Auf diese Weise drehte ich in diesem Rad<br />

namens Gemüt und Körper.<br />

Es geschah vor Äonen, dass ich diesem Höchsten Selbst oder unendlichen<br />

Bewusstsein entschlüpfte. Schon bald nach diesem Sturz fand ich mich als<br />

Bettelmönch wieder, der jedoch immer noch die Erkenntnis der Wahrheit<br />

hatte. Nachdem ich viele Inkarnationen durchlebt hatte, wurde ich durch die<br />

Gnade Rudras, den zu erblicken ich das Glück hatte, zu Lord Rudra selbst.<br />

Wenn der jīva durch Zufall einem Erleuchteten begegnet, verschwinden seine<br />

unreinen vāsanās (Neigungen). Dies geschieht,, wenn man sich ständig nach<br />

einem Kontakt mit einem erleuchteten Menschen sehnt. Ein solch stetiges<br />

Sehnen und Verlangen (abhyāsa) materialisiert sich und wird zur vollendeten<br />

Tatsache.<br />

RUDRA rekapitulierte ferner wie folgt:<br />

Gewiss geschieht es aufgrund der eigenen inneren Überzeugung „Dieser<br />

Körper ist mein Selbst“, dass diese falsche Wahrnehmung sich ausbreitet.<br />

Wenn man dann seine wahre Natur ergründet, stellt man fest, dass nichts<br />

mehr übrig bleibt! Legen wir schließlich auch diese Ergründung beiseite, da<br />

sie zu nichts führt. Diese Welt ist eine optische Täuschung – wie die Bläue des<br />

Himmels. Sie entsteht aus Unwissenheit. Legen wir nun sogar alle Bemühungen<br />

zur Reinigung dieser Unwissenheit beiseite! Sollte dann diese Welterscheinung,<br />

die gänzlich irreal ist, weiterhin erscheinen, dann soll sie – Schaden<br />

kann sie keinen mehr anrichten. Ich werde nun die Kette der imaginären<br />

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