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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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VI.1:26<br />

sein, welches die Quelle von prāïa und apāna ist, welches die Energie in<br />

prāïa und apāna ist und die Sinnestätigkeit ermöglicht. Ich verneige mich vor<br />

diesem Bewusstsein, welches in der Tat die Essenz der internen und externen<br />

kumbhakas und das einzige Ziel der Kontemplation von prāïa ist, die Tätigkeit<br />

von prāïa bewirkt und die Ursache sämtlicher Ursachen ist. Ich nehme<br />

meine Zuflucht in diesem Höchsten Wesen.<br />

BHUŚU×ÖA fuhr fort:<br />

Durch die regelmäßige und systematische Praxis des prāïāyāma wie ich es<br />

beschrieben habe, habe ich den Zustand der Reinheit erlangt und werde auch<br />

nicht vom Beben des Berges Meru (oder des Nordpoles) beunruhigt. Dieser<br />

Zustand des samādhi oder des vollkommenen Gleichmuts geht nie verloren,<br />

ob ich nun gehe oder stehe, wache, schlafe oder träume. Mit meiner Schau,<br />

die sich dem Selbst zuwendet, ruhe ich im Selbst und bin im Selbst in allen<br />

Lebensumständen, was auch immer in der Welt oder in der Umgebung stattfinden<br />

mag. So habe ich seit der Zeit der letzten kosmischen Auflösung gelebt.<br />

Ich kontempliere weder die Vergangenheit noch die Zukunft – mein Gewahrsein<br />

richtet sich direkt und stetig nur auf die Gegenwart. Ich tue, was ich<br />

in der Gegenwart zu tun habe, ohne dabei an Ergebnisse zu denken. Ohne<br />

mich um Dinge wie Sein oder Nicht-Sein, wünschenswert oder nicht wünschenswert<br />

zu kümmern, verbleibe ich im Selbst. Daher bin ich immer glücklich,<br />

gesund und frei von der Verwirrtheit.<br />

Mein Zustand ist die Frucht der Kontemplation des Moments der Vereinigung<br />

von prāïa und apāna (nämlich wenn das Selbst enthüllt wird). Ich unterhalte<br />

keine müßigen Ideen wie „Ich habe dies oder jenes erreicht und<br />

sollte auch noch dieses erreichen“ usw. Ich preise oder tadle niemanden<br />

(weder mich selbst noch andere) oder irgendetwas zu irgendeinem Zeitpunkt.<br />

Mein Gemüt frohlockt weder, wenn es Begehrenswertes erlangt, noch<br />

ist es betrübt, wenn es Übles erfährt – mein Zustand ist daher jederzeit glücklich<br />

und gesund. Ich huldige der höchsten Entsagung und habe sogar dem<br />

Wunsch zu leben entsagt. Aufgrund dessen unterhält mein Gemüt keinerlei<br />

Verlangen und ist friedvoll und ausgeglichen. Ich erkenne das eine gemeinsame<br />

Sein in allen Dingen (in einem Stück Holz, in einer schönen Frau, in<br />

einem Berg, einem Grashalm und in Feuer und Raum) und bin nicht beunruhigt<br />

von Gedanken wie „Was soll ich nun tun?“ oder „Was wird morgen sein?“<br />

Ich kümmere mich weder um Gedanken an Alter oder Tod oder an das Verlangen<br />

nach Glück, noch betrachte ich etwas als „mein“ oder „nicht mein“. Ich<br />

weiß, dass alles zu jeder Zeit und überall immer nur das eine kosmische<br />

Bewusstsein ist. Darin bestehen die Geheimnisse meines Zustandes von<br />

Glücklichsein und Gesundheit. Ich denke nicht an Dinge wie „Ich bin der<br />

Körper“, auch dann nicht, wenn ich mit physischer Tätigkeit befasst bin, denn<br />

ich weiß, dass diese Welterscheinung illusorisch ist. Ich lebe in ihr wie im<br />

Tiefschlafzustand. Weder fühle ich mich vom Erfolg noch von den Widrigkeiten,<br />

wie sie mir gerade entgegenkommen, berührt, da ich sie mit gleicher<br />

Sichtweise betrachte (so wie ich meine beiden Arme als Arme anschaue). Was<br />

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